Warum aufwärmen?
Wie der Name schon sagt, dient das Aufwärmen dazu, den Körper auf ‚Betriebstemperatur‘ zu bringen. Die Körperkerntemperatur steigt an, die Durchblutung der Muskeln wird angeregt und die Muskulatur wird regelrecht ‚warm‘.
- Der gesamte Körper wird in Leistungsbereitschaft versetzt und kann schneller auf Reize reagieren – gerade im Reitsport ist oftmals eine schnelle Reaktionsbereitschaft gefragt. Dies mindert das Risiko, sich beim darauffolgenden eigentlichen Sport zu verletzen, und verbessert zudem die Leistungsfähigkeit. Ist der Körper noch nicht leistungsbereit, kann er auch keine Höchstleistung vollbringen.
- Das Aufwärmen sollte den Körper nicht ermüden. Etwa zehn bis fünfzehn Minuten reichen meist vollkommen aus.
- Die Praxis der meisten Reiter sieht allerdings so aus, dass diese sich sozusagen zusammen mit ihrem Pferd aufwärmen: der Reiter steigt auf und absolviert sein ‚Aufwärmprogramm‘ gemeinsam mit dem Pferd. Wäre der Reiter schon vor seinem Pferd aufgewärmt, könnte er dieses gezielter durch seine Aufwärmphase begleiten und unterstützen.
Aufwärmen für Reiterinnen und Reiter
Die folgenden Übungen sind für das Aufwärmen auf dem Reitplatz oder in der Halle gedacht, wenn Ihr Pferd bereits gelernt hat, neben Ihnen herzugehen bzw. auch mal still neben Ihnen stehen zu bleiben.
Für viele Anhänger der klassischen Reitweise gilt das Schulterherein als die Schlüssellektion bei …
- Gehen Sie mit Pferd an der Hand in die Reitbahn und mindestens 2 Runden zügig links außen herum. Halten Sie die Zügel fest in einer Hand. Achten Sie darauf, dass Ihr Pferd immer auf Ihrer Höhe bleibt, also nicht zurückbleibt oder Sie gar überholt.
- Kreisen Sie während des Gehens mit den Schultern nach hinten - zunächst mit beiden Schultern gleichzeitig und dann mit jeder Schulter für sich.
- Halten Sie die Zügel mit einer Hand fest. Mit dem freien Arm schwingen Sie in großen Kreisen vor bzw. zurück.
- Im Anschluss joggen Sie eine Runde. Ihr Pferd kann dabei locker neben Ihnen her traben.
- Wechseln Sie die Richtung und wiederholen Sie die Übungen rechts herum. Nun ist Ihr Körper insgesamt etwas erwärmt und gelockert.
Dehnung des Oberkörpers
Ein entspannter und aufrechter Sitz ist beim Reiten von großer Bedeutung. Dazu gehört die Mobilität des Schultergürtels. Der Berufs-, Schul- oder Studienalltag der meisten Menschen beinhaltet ständiges Sitzen, wodurch sich gerade die Brustmuskulatur verkürzt. Durch gezieltes Dehnen können Sie Ihre Haltung nicht nur am im Alltag, sondern auch auf dem Pferd verbessern.
- Zur Dehnung der Brustmuskulatur stellen Sie sich seitlich an die Bande der Bahn. Wenn Sie die Muskulatur, die zum linken Arm führt, dehnen möchten, stellen Sie sich mit Ihrer linken Seite in Richtung Bande. Der Schultergürtel steht dann im rechten Winkel zur Bande.
- Die rechte Hand haben Sie frei, um Ihr Pferd zu halten.
- Die linke Handfläche legen Sie an die Wand an, sodass die Fingerspitzen nach hinten zeigen. Achten Sie auf einen stabilen Stand. Nun drehen Sie sich leicht mit Ihrem Oberkörper von Ihrer Hand weg. Sie sollten jetzt einen Zug im linksseitigen Brustbereich spüren.
- Um alle Anteile der Brustmuskulatur zu dehnen, variieren Sie die Höhe, in der Sie Ihre Handfläche anlegen.
- Halten Sie die Dehnung an jeder Stelle für einige Sekunden in einer moderaten Intensität. Zu starkes Dehnen entspannt die Muskeln eher, dies ist für das anschließende Training eher kontraproduktiv, da sie ja in Leistungsbereitschaft versetzt werden sollen.
- Wiederholen Sie die Übung mit dem anderen Arm in gleicher Weise.
Dehnung und Kräftigung der Beinmuskulatur
Durch die Haltung beim Reiten stehen bei vielen Reitsportlern die Adduktoren unter besonders hoher Spannung. Daher empfiehlt sich eine Dehnung dieser Muskelgruppen vor dem Reiten.
- Die Adduktoren befinden sich an der Innenseite des Oberschenkels und haben die Aufgabe, das Bein im Hüftgelenk nach innen, also zum anderen Bein heran zu führen. Viele Reiter versuchen, sich mit diesen Muskeln regelrecht festzuklemmen und verhindern so ein entspanntes Sitzen. Gleichzeitig werden die Abduktoren, also die Muskeln, die das Bein abspreizen, immer schwächer. Mit folgender Übung dehnen Sie die Adduktoren und stärken die Abduktoren.
- Nehmen Sie für diese Übung gegebenenfalls die Zügel vom Hals des Pferdes, sodass Sie diese bequem in einer Hand halten können.
- Stellen Sie sich frontal zur Bande bzw. zur Reitplatzbegrenzung. Verschaffen Sie sich mit beiden Händen Halt, indem Sie sich entweder an der Bande abstützen oder an der Begrenzung festhalten.
- Nun spreizen Sie das rechte Bein seitlich ab. Halten Sie Ihr Bein kurz in dieser Position und führen Sie es dann langsam zurück in Richtung linkes Bein und vorne daran vorbei. Die Fußspitze zeigt dabei durchweg gerade nach vorne.
- Achten Sie darauf, dass Ihr Standbein stabil bleibt und Sie nicht im Becken abknicken. Das Knie des Standbeins sollte ein wenig gebeugt sein. Drehen Sie sich nicht im Becken mit – nur Ihr Bein sollte die Bewegung ausführen.
- Legen Sie besonderen Wert darauf, die Übung langsam durchzuführen. Nur so werden die besagten Muskelgruppen auch wirklich angesprochen.
- Wiederholen Sie das Abspreizen und Heranführen etwa zehnmal und wechseln Sie dann das Bein.
Dieses Aufwärmprogramm mit einfachen, aber sinnvollen Übungen, lässt sich spielend in Ihren Reitalltag einbauen – probieren Sie es einfach mal aus.
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