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Wie schreibt man eine Interpretation?

Einer guten Interpretation geht eine gründliche Lektüre und Textanalyse voraus.
Einer guten Interpretation geht eine gründliche Lektüre und Textanalyse voraus.
In der gymnasialen Oberstufe wird die Interpretation von Gedichten und Prosatexten besonders intensiv behandelt. Aber nicht nur in der Abiturprüfung begegnet man Gedichten und Texten, deren Botschaft man besser verstehen möchte. Ohne Interpretation und der darin enthaltenen Analyse lässt sich die Absicht des Autors oft nur erahnen oder erraten. Das einzig richtige Verfahren gibt es nicht. Aber ausgehend von Schulbüchern der verschiedenen Länder besteht eine gewisse Übereinstimmung bei den Regeln für eine Deutung von Lyrik und Prosa. Beachten Sie die wichtigsten Kriterien, wenn Sie wissen möchten, wie man eine Interpretation schreibt, sowie die aktuelle Orthografie.

Was Sie benötigen:

  • Gedicht
  • Prosatext
  • Schreibmaterial
  • Um ein Gedicht oder einen Prosatext richtig zu interpretieren, sollten Sie den Inhalt genauestens kennen und deshalb den Text mehrmals lesen. Am besten, Sie fertigen eine Kopie an, um dann mit dem Bleistift in der Hand zu lesen, zu unterstreichen und an den Textrand erste Eindrücke zu schreiben. Dieses Vorgehen wird als Decodieren (verstehendes Lesen) bezeichnet.
  • Bei der Interpretation von Lyrik und Prosa werden jeweils unterschiedliche Formelemente eingesetzt, deren Beziehung auf die ästhetische Wirkung des Textes dargestellt werden soll. Erst der formalen Analyse folgt die Interpretation. Lesen Sie hier nun also, wie man eine Interpretation schreibt.

So schreibt man die richtige Deutung eines Gedichtes

  1. Erstellen Sie zunächst eine einfache Gliederung und beginnen mit der Einleitung: Mit ein paar Sätzen stellen Sie den Autor, Titel, das Thema (Krieg, Liebe), Entstehungszeit (Epoche) und die Art des Gedichtes (politisches Gedicht, Liebeslyrik) vor.
  2. Es folgen eine knappe Inhaltsangabe, Ihr erster Eindruck oder Vermutungen.
  3. Den Hauptteil beginnen Sie mit der Analyse des Gedichtes: Bestimmen Sie die Gedichtart (Sonett, Ode, Ballade) und geben die Anzahl der Strophen und Verse an.
  4. Reimform (Paarreim, Kreuzreim) und Metrum (Jambus, Trochäus, Daktylus) bilden das Herzstück der Analyse. Im Paarreim beispielsweise reimen sich die beiden aufeinanderfolgenden Verse und werden mit kleinen Buchstaben gekennzeichnet (aabb). Lesen Sie das Gedicht laut, um den Rhythmus und so das Versmaß festzustellen.
  5. Bei der Analyse der Sprache beachten Sie besonders den Satzbau (Ellipsen, Parallelisierung), Wortwahl (Wiederholung, Schlüsselwörter), den Stil (humorvoll, sachlich) und die Anwendung rhetorischer Mittel wie der Alliteration (gleichlautender Wortanfang: Wind und Wetter, Mann und Maus), Metapher (bildhafte Schilderung), der Ironie oder Klimax (zum Beispiel Steigerung: „Er kam, sah und siegte“).
  6. Suchen Sie nach Klangformen wie Pausen oder Assonanzen (Gleichklang der Vokale am Wortende: tragen, klagen).
  7. Bei der inhaltlichen Untersuchung stellen Sie die Beziehung des Titels zum Gedicht her und stellen das Thema vor.
  8. An das Ende des Hauptteils setzen Sie eine inhaltliche Gliederung (Sinnabschnitte, Steigerung, Höhepunkt/Wendepunkt).
  9. Erst jetzt erfolgt die Interpretation des Gedichtes: Deuten Sie die sprachlichen Mittel und inhaltlichen Aspekte, ihre Funktion und Wirkung.
  10. Vergessen Sie nicht, alle Behauptungen mit Zitaten und Zeilenangaben zu belegen.
  11. Am Schluss resümiert man und schreibt seine ehrliche Meinung zu dem Gedicht oder wiederholt in einem Fazit die Gesamtaussage.

Interpretation eines Prosatextes

  1. Lesen Sie den Text sehr gründlich, unterstreichen wichtige Stellen und machen Anmerkungen am Rand.
  2. In der Einleitung stellen Sie kurz den Inhalt (1 - 2 Sätze), Autor und das Erscheinungsjahr vor. Erwähnen Sie noch die freiwilligen und unfreiwilligen Wirkungsabsichten, wenn Sie eine Interpretation eines Prosatextes schreiben.
  3. Es folgt eine kurze Inhaltsangabe ohne Details. Schildern Sie den Verlauf der Erzählung, die wichtigsten Charaktere, Ereignisse, Schauplatz, Zeit, Atmosphäre des Textes und Erzählperspektive.
  4. In der Interpretationshypothese erklären Sie Ihr Textverständnis und skizzieren kurz das Ziel der Interpretation.
  5. Wenn Sie nun die formale Analyse vornehmen, achten Sie besonders auf den Satzbau (parataktisch, Aneinanderreihung von Hauptsätzen oder hypotaktisch, Kombination von Haupt- und Nebensätzen), Stilmittel und sprachliche Bilder.
  6. Wenn Sie nun die Interpretation schreiben, deuten Sie Ihre Hypothese und belegen Sie mit Textstellen (Zeilenhinweis!).
  7. Am Schluss liefern Sie die zusammenfassende Bewertung Ihrer Hypothese und beseitigen damit auch noch den letzten Zweifel an Ihrer Interpretation.

Hinweis: Alle Quellen müssen nachprüfbar sein und mit Fußnoten versehen in einem Literaturverzeichnis angegeben werden.

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