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Was ist Primark? - Wissenswertes zum Textil-Discounter

Primark bietet viel Kleidung auf engstem Raum.
Primark bietet viel Kleidung auf engstem Raum.
Über kaum einen Textildiscounter wird so kontrovers diskutiert wie über Primark. Die überwiegend jungen Kunden sind begeistert, für Gewerkschaften, Menschen- und Umweltschutzorganisationen ist der Discounter ein rotes Tuch. Was steckt hinter den Berichten und was unterscheidet das Unternehmen von anderen Kleindungsanbietern? Ein Teil des Erfolgs verdankt das Unternehmen den Kritikern.

Hintergründe zu Primark

Einige nackte Fakten helfen Ihnen, die Idee der Marke zu erfassen und zu verstehen, was für den Erfolg verantwortlich ist.

  • 1969 eröffnet der Lebensmittelkonzern Associated British Foods in Dublin die erste Filiale des Konzerns Primark, dessen Filialen in der Republik Irland den Namen Penneys tragen.
  • Hinter dem Unternehmen steht die kanadisch-britische Familie Weston, deren Vermögen auf über sieben Milliarden Euro geschätzt wird. Das Unternehmen Primark war vom Start an mit einem guten Finanzpolster ausgestattet.
  • Ab 2006 expandierte Primark auf den europäischen Kontinent. 2009 eröffnete die erste Filiale in Deutschland. Der Mutterkonzern zieht wenige Gewinne aus dem Unternehmen ab. Den Gewinn des Jahres 2011 in Höhe von fast 350 Millionen Euro wurde zum Beispiel komplett reinvestiert.
  • Das Erfolgskonzept beruht auf dem Massengeschäft und hohen Umsätzen. Hinzu kommt, dass die Westons knallharte Verhandlungspartner sind. Sie verstehen die Vorteile, die sich aus dem großen Umsatzvolumen ergeben, zu nutzen.

Was das besondere des Konzepts ist

Das Sortiment ist auf eine junge kauffreudige Käuferschicht zugeschnitten. Es ist für Teenager und Twens interessant. Diese Schicht legt erfahrungsgemäß wenig Wert auf ein gemütliches Ambiente der Läden und verzichtet gerne auf Beratung.

  • Primark beschränkt sein Angebot auf gängige Größen und nimmt bei den Lieferanten große Partien ab. Dies vereinfacht die Fertigung, was zu günstigen Einkaufpreisen führt. Das Unternehmen ordert grundsätzlich keine Ware nach. Für Lieferanten sind die Aufträge gut planbar. 
  • Bedingt durch den großen Umsatz ordert der Konzern große Mengen an günstigen Materialien. Die Waren bestehen überwiegend aus Baumwolle, Kunstleder und Polyester, Wolle und Seide sind in den Märkten nicht anzutreffen. Insgesamt unterscheidet sich die Qualität nicht von den Waren anderer Billiganbieter.
  • Der Konzern setzt auf gut erreichbare Geschäfte mit einer großen Grundfläche. Die Läden sind mit Waren vollgestopft, Dekorationen gibt es so gut wie nie. Das führt zu einem großen Umsatz je Quadratmeter.
  • Sparsamkeit ist bei Primark oberste Maxime. Die Manager drücken durch harte Verhandlungen die Preise der Zulieferer, die Kosten für das Material und für die Mieten der Läden. Niedrige Löhne und ein schlankes Management dämpfen die Kosten zusätzlich.
  • Im Vergleich zu anderen Handelsketten gibt Primark kaum Geld für Werbung aus. Das Unternehmen beschränkt sich auf Mitteilungen, wo eine neue Filiale eröffnet. In Deutschland betrug 2011 das Werbebudget von Primark weniger als 300.000 Euro, das von H&M 25 Millionen Euro.

Erfolg mit Billigmode

Die Kleidung ist bei Primark deutlich billiger als bei anderen Discountern. Das alleine erklärt den Erfolg nicht. Einige Faktoren haben diesen begünstigt.

  • Der Reiz des Neuen und die Bereitschaft junger Menschen eingetretene Pfade zu verlassen, tragen zu dem Erfolg bei. Mit dem Kauf bei Primark grenzen sie sich gegenüber der älteren Generation ab. Er ist Ausdruck des Protestes gegen die Eltern.
  • Die Läden sind ausgezeichnet zu Fuß zu erreichen, was den Filialen Laufkundschaft verschafft. Man plant nicht bei Primark einzukaufen, sondern geht spontan in den Laden.
  • Die günstigen Preise liegen weit unter der Hemmschwelle für Spontankäufe. Viele Kunden kaufen deutlich mehr Kleidungsstücke als geplant.
  • Jugendliche betreten die Läden überwiegend in Gruppen und regen sich gegenseitig zu Käufen an.

Kritik am Unternehmen

Viele Presseartikel kritisieren die Arbeitsbedingungen, unter denen die Waren produziert werden. Es ist von Datenschutzverstößen, Bespitzeln der Mitarbeiter, schlechter Qualität und von möglichen Giftstoffen in den billigen Klamotten die Rede. Diese Artikel sind zum Teil für den Erfolg des Konzerns verantwortlich, da Sie die Bekanntheit des Unternehmens vergrößern. Was ist an der Kritik dran?

  • Auf seiner Homepage weist Primark auf die Tatsache hin, dass das Unternehmen kein Hersteller ist. Der Konzern lässt seine Waren bei Unternehmen in Billiglohnländern produzieren. Selbst renommierte Konzerne wie Nike produzieren in diesen Ländern. Nur Edelmarken wie Prada oder Gucci verzichten auf dieses Outsourcing.
  • Die Arbeiter in den Firmen bekommen den gleichen Lohn, egal, für welchen Konzern sie Waren herstellen. Niemand kann behaupten, dass ausschließlich Primark die Arbeitskraft der Menschen ausbeutet.
  • Der  Einsturz eines Gebäudes in Sabhar in Bangladesch im Jahr 2013, bei dem 1127 Menschen starben und 2438 verletzt wurden, lenkte den Fokus der Aufmerksamkeit auf Primark. Das Unternehmen war allerdings eines von vielen, das dort produzieren ließ. Als Folge der Katastrophe wurde ein Abkommen geschlossen, um die Rechte der Arbeiter zu stärken. Primark gehört zu den Erstunterzeichnern.
  • Nach den eigenen Ethikrichtlinien lässt Primark nur bei Firmen produzieren, die ihre Arbeitskräfte gerecht entlohnen, menschenwürdig behandeln und keine Kinderarbeit einsetzen. Dies wird nach Unternehmensangaben streng kontrolliert. Anmerkung: Recherchen von Reportern im Zusammenhang mit anderen Billiganbietern haben gezeigt, dass die Produzenten in Fernost selber outsourcen. Bei Kontrollen zeigen Sie den eigenen Betrieb, in dem alles den Richtlinien entspricht. Wie es in den Betrieben aussieht, wo diese Firmen herstellen lassen, ist schwer zu ermitteln.
  • Fakt ist, dass es Beschwerden von Mitarbeiten in deutschen Filialen über chemische Ausdünstungen aus der Kleidung gibt und die zuständigen Ämter Textilproben untersuchen. Ähnliche Beschwerden gab es in der Vergangenheit auch bei anderen Anbietern von Billigmode.
  • In fünf der 15 deutschen Filialen gibt es einen Betriebsrat (33 Prozent). Bei KIK haben 112 der 12.000 Filialen eine Mitarbeitervertretung (unter ein Prozent), bei H&M 133 von 500 Filialen (26,6 Prozent).

Wer beim Einkauf von Textilien Wert auf faire Arbeitsbedingungen legt, muss entweder bei Nobelmarken kaufen oder sich auf das Angebot von wenigen Ökobetrieben halten. Bei allen Anbietern von Billigmode gibt es aus menschlicher und ökologischer Sicht einiges zu bemängeln, insgesamt ist die Branche bemüht, Missstände abzubauen. Primark unterscheidet sich in dieser Hinsicht nicht von anderen Discountern.

Quellen: Ethikregeln von Primark

​             Kampagen für saubere Kleidung (Hintergründe zur Produktion aller Discounter)

             Süddeutsche Zeitung (Bericht über das Bangladesch-Abkommen)

             Manager-Magazin (Hintergründe zum Geschäftsmodell)

             Treffpunkt Betriebsrat (Über die Betriebsräte bei Primark)

 

 

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