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Was ist die Waldorfschule? - Eine Erklärung

Am Wichtigsten ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis.
Am Wichtigsten ist das Lehrer-Schüler-Verhältnis.
Waldorfschulen leiden unter vielen Vorurteilen in unserer Gesellschaft. Wissen Sie, was genau eine Waldorfschule ist und welche Erziehungsmethoden dort verwendet werden? Eine Erklärung finden Sie hier.

Die Waldorfschulen

  • An Waldorfschulen werden Kinder nach den Prinzipien Rudolf Steiners, dem Begründer der Waldorfpädagogik, unterrichtet. Weltweit gibt es ungefähr 1.000 Waldorfschulen, die meisten davon (ca. 225) befinden sich in Deutschland.
  • Die Waldorfschule ist eine Alternative für Eltern und Schüler zu herkömmlichen Schulen. So werden Schüler dort bis zum zehnten Schuljahr nicht benotet, sondern erhalten stattdessen unter ihren Tests und Arbeiten schriftliche Kommentare der Lehrer. Dieses System soll besonders für Schüler geeignet sein, die unter Leistungsdruck nicht arbeiten können.
  • Waldorfschulen wirken oft altmodisch, da sie viel Wert auf kreative Gestaltung legen, jedoch technische Geräte eher selten zu finden sind.
  • Sie unterliegen nicht dem regulären Lehrplan. So können Lehrer an Waldorfschulen ihren Lehrplan selber gestalten.

Was ist die Dreigliedrigkeit?

  • Die Dreigliedrigkeit ist das Grundprinzip der Waldorfpädagogik. Steiner war für die gleichberechtigte Förderung der Fähigkeiten der Kinder. Im Mittelpunkt standen dabei das Denken bzw. ihr Intellekt, das Fühlen bzw. ihre Kreativität und das Wollen bzw. ihr praktisches Handeln.
  • Aus diesem Grund bieten Waldorfschulen oft kreativere und mehr künstlerische Fächer an als reguläre Schulen.
  • Oft werden auch Theaterstücke, Konzerte und Schulfeste geplant, um die Kinder kreativ zu fördern.

Der Unterricht im Einzelnen

In der Waldorfschule wird nicht einfach nur Wissen vermittelt.

  • Dies zeigt sich schon beim Lehrplan, denn der wird - anders als an anderen Schulen - auf die individuellen Veranlagungen und Fähigkeiten jedes einzelnen Schülers abgestimmt.
  • Die Kreativität und die schöpferischen Fähigkeiten der Schüler werden besonders gefördert, denn bereits ab dem ersten Schuljahr wird Wert auf einen vielseitigen künstlerischen Unterricht gelegt.
  • Auch der Werkunterricht ist anspruchsvoller und umfangreicher als an anderen Schulen. Die Waldorfschüler stellen ab der neunten Klasse - neben Werkstücken für den eigenen Bedarf - auch Gebrauchsgegenstände für die Schule her.
  • Die herkömmlichen Unterrichtsfächer (die auch an staatlichen Schulen zu finden sind) ergänzt die Waldorfschule ihren Lehrplan mit Fächern wie Eurythmie. Hier werden mithilfe von Musik und Bewegung die motorischen Fähigkeiten der Schüler gefördert. Auf diese Weise erlernen die Waldorfkinder neue Ausdrucksmöglichkeiten, und Harmonie zwischen Körper und Geist wird geschaffen.
  • Bei den pädagogischen Aufgaben der Waldorfschulen stehen die individuelle Lebensgestaltung, die Urteilsbildung und die innere menschliche Freiheit im Vordergrund.
  • Auch "Sitzenbleiben" gibt es nicht! Auf der Waldorfschule durchlaufen die Schüler - völlig gefahrlos - 12 Schuljahre in ein und derselben Klasse. Zensuren gibt es bis zum 11. Schuljahr nicht. Das ist gut für das Selbstbewusstsein.
  • Das pädagogische Konzept der Waldorfschulen - das für 12 Schuljahre ausgelegt ist - endet mit dem Waldorfabschluss. Dieser Abschluss wird in Deutschland nicht staatlich anerkannt. Die meisten Waldorfschulen bieten daher ein weiteres 13. Schuljahr an, in dem sich die Schüler auf das Abitur oder die Fachhochschulreife vorbereiten können - in den meisten Bundesländern wird dann das staatliche Zentralabitur geschrieben.

Die Grundlage der von Rudolf Steiner begründeten Waldorfpädagogik basiert auf einem anthroposophischen Verständnis.

Was ist Anthroposophie?

Anthroposophie ist - vereinfacht gesagt - ein Weg der Erkenntnis. Ein Weg, auf dem der Mensch seine Wahrnehmungs- und Erfahrungsmöglichkeiten erweitern kann. Dieser Weg wird den Schülern der Waldorfschule - von Anfang an - geebnet. Aber: Was genau bedeutet das?

  • Anthroposophie soll Menschen dazu anregen, ihren Blick auf die geistige und die seelische Welt zu richten. Sie soll den Menschen dabei helfen, eine neue Realität fernab der materialistischen Weltanschauung zu entdecken.
  • Anthroposophie ist keine Wissenschaft und keine Lehre. Oft angezweifelt und herabgewürdigt hat man ihr jegliche wissenschaftliche Existenzberechtigung abgesprochen, ohne auch nur einen Blick auf ihren deutlich erkennbaren Nutzen zu werfen.

Wie wird man an einer Waldorfschule aufgenommen?

  • Es gibt keine bestimmten Voraussetzungen, um an der Waldorfschule aufgenommen zu werden. Jeder kann die Schule besuchen, vorausgesetzt, es ist ein Platz frei. 
  • Plätze an Waldorfschulen sind begehrt und entsprechend schwer zu erhalten. Melden Sie Ihr Kind unbedingt frühzeitig an. 
  • Informieren Sie sich möglichst schon einige Jahre vor der Einschulung an der Waldorfschule Ihrer Wahl über die Fristen zur Anmeldung.
  • Waldorfschulen sind Privatschulen - sie kosten Schulgeld. Die Höhe des zu zahlenden Schulgeldes ist nicht festgelegt, sie richtet sich zumeist nach den finanziellen Möglichkeiten der jeweiligen Familie.

Die Waldorfschule ist mit Garantie ein Konzept, das für Außenstehende schwer zu begreifen und zu durchschauen ist. Trotzdem sollte man die Idee hinter der Pädagogik nicht direkt verurteilen, sondern sich bei Interesse vielleicht bei einer Art Tag der offenen Tür oder einem Schulfest genauer darüber informieren.

Weitere Autorin: Sabine Sanftleben

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