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"Vom Hafer gestochen" - so beruhigen Sie aufgedrehte Kinder

Gemeinsam zu lesen, lenkt ab.
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Kennen Sie dieses Sprichwort: "...vom Hafer gestochen sein"? Es ist schon erstaunlich, dass so viele alte Redensarten und Volksweisheiten immer ein Quäntchen Wahrheit beinhalten. Und obwohl kaum noch bekannt ist, auf welchem Hintergrund ein Sprichwort entstanden ist, wird es dennoch richtig eingeordnet und verstanden. Wenn nun also Kinder "vom Hafer gestochen" sind, so ist gemeint, dass es um Kinder geht, die sehr aufgedreht sind und sich kaum beruhigen lassen, zumindest in der Regel nicht mit dem Satz:"Jetzt ist es aber gut, nun gebt mal etwas Ruhe...." Was aber kann man tun, wenn Kinder so aufgedreht sind?

Was Sie benötigen:

  • Geduld

Ursprung des Sprichworts "... vom Hafer gestochen."

  • Wissen Sie, woher dieses Sprichwort kommt? Früher war Hafer das wichtigste Futtergetreide für Pferde, und manchmal kam es vor, dass der Hafer teilweise ungedroschen verfüttert wurde, was wiederum bedeutete, dass das Pferd unverdaubare Spelzen fressen musste, die natürlich beim Ausscheiden schmerzhaft pieksten.
  • Für die Pferde war das eine fürchterliche Pein. Sie wurden unruhig und rasten manchmal haltlos über die Koppel. Diese Rastlosigkeit steckte oft auch andere Tiere an, und es entstand eine allgemeine Unruhe auf der Koppel. Dieses Bild der Unruhe übertrug der Volksmund auf Menschen, die andere mit ihrer Unruhe ansteckten.
  • Zusätzlich ist bekannt, dass Hafer eine bestimmte Wirkung auf das Nervensystem hat, sodass manche Naturheilkundler Kindern, mit einer zu lethargischen Konstitution einen morgendlichen Haferbrei empfehlen, weil das nervenstärkende Getreide wach macht. Insofern beinhalten die überlieferten Redensarten auch immer ein Stück alter Volksweisheiten.

Unterscheiden Sie zwischen "aufgedreht" und "hyperaktiv"

  • Schon zu Zeiten von Wilhelm Busch und Heinrich Hoffmann hat es Kinder gegeben, die in ihrem Verhalten auffällig waren. Denken Sie einmal an den "Struwwelpeter" oder "Suppenkasper". All diese Personenbeschreibungen würden heute wahrscheinlich unter die Erkrankungsbilder "Aufmerksamdefizitsyndrom" (ADS) oder "Hyperaktivität" fallen.
  • Kinder, die unter Hyperaktivität oder einem ADS-Syndrom leiden, benötigen ärztliche und psychologische Hilfe, denn es ist wichtig, nach den Ursachen des Verhaltens zu suchen, um entsprechend helfen zu können. Die Ursachen können sehr vielfältig sein, denn neben neurologischen und psychologischen Diagnosen, erfordern diese Erkrankungen auch weitläufige systempsychologische Forschungen.
  • Wenn Sie feststellen, dass Ihr Kind grundsätzlich sehr unruhig, unkonzentriert, impulsiv, unorganisiert und sehr reizoffen ist, sollten Sie einen Arzt aufsuchen, denn die nachfolgenden Vorschläge in diesem Artikel beziehen sich auf gesund entwickelte Kinder, die nur mal in einer bestimmten Situation, wie z. B. dem Kindergeburtstag aufgedreht bzw. "vom Hafer gestochen" sind.

So beruhigen Sie ein Kind, das "der Hafer gestochen hat".

  • Kinder können aus verschiedenen Gründen aufdrehen. Aus Freude, Wut, Überforderung, Übermüdung oder einfach Frust. Nicht selten drehen Kinder in einer Situation auf, in der man als Eltern gerade keine Zeit für sie hat, weil z. B. vielleicht noch Gäste verabschiedet werden müssen. Da ist es manchmal schon ärgerlich, wenn Ermahnungen nicht viel ausrichten. In einem solchen Fall ist es oft schwer gelassen zu reagieren.
  • Bitten Sie z. B. Ihren Besuch mit einem kurzen "Einen Moment, bitte", zu warten. Nehmen Sie Ihr Kind bei der Hand und marschieren mit Ihm unter der freundlich-bestimmten Erklärung: "Ich muss mal mit Dir reden" ins Kinderzimmer. Wenn Sie ansonsten auch Zeit für Ihr Kind haben sollten, so kürzen Sie diesmal Ihren Hinweis evtl. wie folgt ab: "O. K, wenn Du toben willst, dann hier - ich möchte mich in Ruhe verabschieden, und das geht nicht bei Deinem Durcheinander...ich bin gleich wieder bei Dir."
  • Nehmen Sie sich anschließend, wenn der Besuch gegangen ist, Zeit für Ihr Kind. Fragen, warum es so aufgedreht ist, werden Sie wahrscheinlich nicht weiter bringen, sondern könnten das Verhalten nur verstärken. Am besten ist es, wenn Sie ihm nur kurz beipflichten, dass es ja ganz schön aufgedreht ist, aber dass es so gar nicht......Und nun lassen Sie sich etwas einfallen, wie z. B. "..mithelfen kann, abzuräumen" oder "...das neue Geschenk ausprobieren" oder "...der Geschichte zuhören" kann.
  • Versuchen Sie, wenn Ihr Kind so aufgedreht ist, es durch ruhige, gemeinsame Tätigkeiten, wie z. B. Malen, Vorlesen, Basteln, Kuscheln usw. abzulenken. Gegen Abend hilft es oft, wenn die Räume nicht mehr taghell, sondern etwas abgedunkelt sind. Wenn Sie grundsätzlich das Gefühl haben, das Ihr Kind zu bestimmten Tages- oder Abendzeiten sehr "vom Hafer gestochen ist", kontrollieren Sie, ob Ihrem Kind ein regelmäßiger Tagesablauf fehlt, denn der ist für Kinder zur Orientierung sehr wichtig.
  • Sollte Ihr Kind aufgrund von Wutanfällen z. B. "toben", können Sie nur Ihrem Kind entsprechend entscheiden, wie Sie reagieren. Oft helfen unspektakuläre bzw. abwartende Reaktionen, durch die Wiederholungen vermieden werden können, weil das Kind nichts erreicht hat. Manchmal hilft es, wenn Sie Ihr Kind deutlich darauf hinweisen, dass es in seinem Zimmer und nicht in Ihrem Zimmer toben kann.
  • Wichtig ist, dass das Kind nach dem "Wutanfall" keine Strafpredigt oder Strafe zu erwarten hat, sondern nur Konsequenzen. Eine "materielle" Konsequenz wäre z. B., dass es mit selbst zerstörten Spielsachen nun leben muss. Eine "persönliche" Konsequenz, je nach Alter und Typ Ihres Kindes, wäre es, wenn Sie eine Antwort fordern, warum der Wutanfall nun sein musste, anstatt ... (schlagen Sie eine situationsgerechte, alternative Handlungsweise vor).
  • Je ruhiger Sie auf Ihr Kind eingehen und je ruhiger Sie Ihre Lebenssituation gestalten, um so eher wird Ihr Kind lernen, in Stresssituationen ebenfalls ruhiger zu reagieren.
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