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Vollständige Konkurrenz - Erklärung

Im idealen Markt herrscht vollständige Konkurrenz: Jeder Marktteilnehmer hat den vollen Durchblick.
Im idealen Markt herrscht vollständige Konkurrenz: Jeder Marktteilnehmer hat den vollen Durchblick.
Die vollständige Konkurrenz ist ein theoretisches Modell aus der Volkswirtschaftslehre. Hier kann sich kein Unternehmer von seiner Konkurrenz abheben – denn es gibt weder Preis- noch Qualitätsunterschiede.

Vollkommener Markt als Voraussetzung

Die vollständige Konkurrenz bezeichnen Volkswirtschaftler auch als perfekte oder vollkommene Konkurrenz. Sie ist ein idealtypisches Modell und erfordert einen sogenannten vollkommenen Markt mit vielen Nachfragern und Anbietern. Dieser perfekte Markt erfüllt folgende Voraussetzungen:

  • Keine Präferenzen: Die Nachfrager zeigen keine persönlichen, räumlichen oder zeitlichen Präferenzen. Dadurch gibt es für die Anbieter auch keine entsprechenden Vorteile. Allein der Preis entscheidet. Diesen idealtypischen Menschen, der rein rational-ökonomisch denkt und handelt, nennen Volkswirtschaftler "Homo oeconomicus".
  • Homogene Güter: Alle Waren und Dienstleistungen sind gleich, es gibt keine Qualitätsunterschiede.
  • Der Markt ist vollkommen transparent: Alle Marktteilnehmer sind jederzeit über sämtliche Entwicklungen und Gegebenheiten informiert, beispielsweise über die aktuellen Preise und die Anzahl von Anbietern und Nachfragern.
  • Der Marktzutritt ist frei: Es gibt keine rechtlichen oder tatsächlichen Zutrittsbeschränkungen.
  • Beim Modell der vollständigen Konkurrenz gibt es zusätzlich viele Anbieter und Nachfrager. Es handelt sich also um ein Polypol.
  • Dann treten alle Käufer und Verkäufer als Preisnehmer auf. Das bedeutet, sie können ein Produkt oder eine Dienstleistung nur zu dem Preis kaufen, den der Markt bestimmt. Sie selbst können nicht beeinflussen, wie sich die Preise entwickeln. Kartelle oder staatliche Eingriffe kennt der vollkommene Markt nicht.

Vollständige Konkurrenz: ein Beispiel

Diese Marktstruktur dient Volkswirtschaftlern vor allem als Referenzfall – realistisch ist sie nicht. Denn dann sähe die Situation für den täglichen Brötchenkauf in etwa so aus:

  • Der "Homo oeconomicus" hat keinerlei Vorlieben, er entscheidet rein nach den Entwicklungen am Markt. Ihn interessiert beispielsweise nicht, dass beim Bäcker mit den etwas höheren Preisen die nette, rothaarige Verkäuferin arbeitet. Er kauft nur zum vom Markt bestimmten Preis.
  • Die Brötchen sind im vollkommenen Markt bei jedem Bäcker genau gleich. Es gibt keinerlei Qualitäts- oder Geschmacksunterschiede. Jeder Bäcker hat zudem genau zu denselben Uhrzeiten geöffnet.
  • Der "Homo oeconomicus" weiß sofort, wie hoch die Preise bei den unterschiedlichen Bäckereien sind. Zudem ist er stets informiert, wie viele Bäckereien und wie viele Abnehmer es insgesamt gibt.
  • Würde ein Bäcker die Preise erhöhen, könnte jeder Käufer sofort reagieren, ohne dass ihm zusätzliche Kosten entstehen – beispielsweise durch eine weitere Anfahrt. Daher kosten die Brötchen überall gleich viel, denn kein Käufer würde einen höheren Preis bezahlen. Umgekehrt würde kein Bäcker seine Brötchen günstiger anbieten. Er verdient ohnehin nichts mit ihnen: Gewinne gibt es am vollkommenen Markt nicht.
  • Dafür gibt es für die Anbieter keine Einschränkungen: Wer eine Bäckerei eröffnen möchte, kann dies tun. Er benötigt weder ein bestimmtes Startkapital, noch eine spezielle Ausbildung oder ein Gesundheitszeugnis.

Vollständige Konkurrenz als Idealzustand

Volkswirtschaftler betrachten die vollständige Konkurrenz als Idealzustand für die meisten Märkte. Denn Angebot und Nachfrage wären hier perfekt aufeinander abgestimmt, es gäbe keine Kartelle und keine Preisabsprachen. Das Internet sorgt dafür, dass dieser perfekte Markt mittlerweile näher gerückt ist: Im Internet lassen sich etwa Preise schnell vergleichen und das günstigere Produkt per Mausklick ohne Mehraufwand bestellen. Mit den weiteren Punkten wird es schon schwieriger. Denn wer möchte schon arbeiten, ohne Gewinne zu erzielen? Und wer würde wohl bei einem Bäcker einkaufen, der kein Gesundheitszeugnis vorweisen kann? Vor allem die Menschen selbst werden aber wohl nie richtig ins Bild passen, denn die meisten haben eben doch ihren Lieblingsbäcker. Dort schmecken die Brötchen einfach besser als anderswo – vor allem, wenn die nette, rothaarige Verkäuferin da ist.

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