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Spanisch oder Französisch als zweite Fremdsprache - Entscheidungshilfe

Latein bietet ein gutes Fundament zur Sprachausbildung.
Latein bietet ein gutes Fundament zur Sprachausbildung.
Wer fremde Sprachen erlernt hat, dem stehen Türen offen. Seit dem Beschluss der Kulturministerkonferenz vom Juli 1972 besteht die Verpflichtung, in den Sekundarstufen II (jede gymnasiale Schulart: Gymnasium/berufliche Gymnasien mit fachbezogener Ausrichtung) eine zweite Fremdsprache zu lehren. Nachgewiesen werden müssen vier Jahre aufeinanderfolgender Fremdsprachenunterricht. 2009 forderte das Europäische Parlament die Unterstützung aller europäischen Regierungen, die Mehrsprachigkeit frühzeitiger zu forcieren. Das heißt, grundsätzlich solle jeder Schüler nicht nur in einer, sondern mindestens auch in einer zweiten Fremdsprache, wie z.B. Spanisch oder Französisch, unterrichtet werden.

Was Sie benötigen:

  • manchmal etwas Geduld
  • Alternative

Fremdsprachen zu erlernen war schon immer notwendig

  • Eine Weltsprache entsteht dann, wenn die Sprache weit über das eigene Nutzungsgebiet hinaus an Bedeutung gewinnt. Obwohl z. B. die Sprachen Deutsch, Chinesisch oder Bengali, aufgrund der nutzenden Bevölkerungszahl, über eine wesentlich höhere Muttersprachen-Anwendung verfügen, zählen sie nicht zu den Weltsprachen. In dem Moment, in dem eine Sprache als internationale Verständigungsbasis gilt, erlangt sie den Status „Lingua franca“.
  • Der Ausdruck „Lingua franca“ stammt aus dem Italienischen und findet seinen Ursprung im mittelalterlichen Handelsvertrieb. Verkehrs- und Handelswege zwischen romanischen und nicht romanischen Bevölkerungsgruppen (z.B. arabischen Händlern) erforderten eine Mischsprache, um sich gegenseitig verstehen zu können. Verkehrssprachen, die also von vielen, miteinander korrespondierenden Menschen genutzt wurden, entwickelten sich in Diplomatie, Handel und Wissensaustausch zu einer neben der Muttersprache am meisten gesprochenen Sprache. Damit war die „Lingua franca“ zwar eine zweite Sprache, jedoch die erste Fremdsprache, die jemand nutzte.
  • Auch kriegsbedingte Situationen forderten eine Verständigungsbasis. Zur Zeit Alexander des Großen, der für seine Feldzüge bekannt war, galt in der Antike die altgriechische Sprache neben dem Babylonischen und Aramäischen als Weltsprache. Im 17. Jahrhundert nutzte der europäische Adel ebenso wie die Diplomatie und das Postwesen vorrangig die Sprache Französisch, sodass diese als international galt. Deutsch gewann im ausgehenden 18. Jahrhundert durch bekannte Politiker, Philosophen und Dichter, wie z.B. Schiller, Goethe, Kant, Humbold usw., an Bedeutung und avancierte zur Weltsprache. Mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges, 1945, entwickelte sich Englisch zur international am meisten gebrauchten Verkehrs-, also Weltsprache.

Englisch und Französisch sind als erste Fremdsprachen anerkannt

  • Seit Beginn des 21.Jahrhunderts ist also Englisch als wichtigste Sprache und damit als Weltsprache in Diplomatie, Wirtschaft, Kultur und Wissenschaft anerkannt. Aus diesem Grunde wird Englisch als erste Fremdsprache in fast jeder Schulform angeboten. Nach dem Ermessen der Kulturministerkonferenz von 2009 ist jedoch nicht festgelegt, dass Englisch als erstes Fremdsprachenfach gewählt werden muss. Durchaus wird auch Französisch als erste Fremdsprache anerkannt. Französisch gehört, wie Spanisch, der romanischen Sprachgruppe italienischer Zweige an.
  • Damit zählt Französisch zu den indogermanischen, galloromanischen Sprachen (Kelten, Gallier, Belger). Der romanische Einfluss, mit lateinischem Sprachgebrauch, begann bereits 122 vor Christus und gelangte später, etwa 58 vor Christus, durch Julius Cäsar nach Gallien. Die keltische Bevölkerung erhielt sich ihre Sprache vor allem durch landwirtschaftliche Begriffe, die noch heute im Sprachgebrauch Französisch Anwendung finden, z.B.: aller = „gehen“.
  • In weit mehr als 50 Ländern wird Französisch als erste Weltsprache anerkannt. Als Amtssprache ist es in der Afrikanischen und Europäischen Union sowie in Südostasien, dem arabisch sprachigen in Nordafrika, Zentralafrika, auf Haiti, in der Schweiz, in Belgien und Kanada etabliert, nicht zu vergessen die Organisation Amerikanischer Staaten. Für viele deutsche Schüler stellt das Erlernen der französischen Sprache ein Problem dar, weil die „Sprachmelodie“ zum Teil Laute erfordert, die der deutschen Sprache fremd sind.

Spanisch nimmt in seiner Bedeutung zu

  • Spanisch wird von etwa 20 % der Bevölkerung weltweit gesprochen. Spanisch gehört ebenfalls der indogermanischen Sprache an und stammt aus dem romanischen Bereich.  Bedeutsam ist vor allem die spanische Schreibweise, die auf lateinische Buchstaben zurückgreift. Vor allem im gesamten iberischen Halbinselbereich findet Spanisch als Verkehrssprache und damit als Weltsprache Anwendung. Mehr als 360 Millionen Menschen sprechen Spanisch als Muttersprache, von denen etwa 45 Millionen in den USA leben. Aus diesem Grunde ist es in den USA die meist gesprochene Sprache.
  • Allerdings wird Spanisch in keinem amerikanischen Bundesstaat als Amtssprache genutzt. Dagegen wird es u. a. in Argentinien, Bolivien, Chile, Costa Rica, der Dominikanischen Republik, in Kolumbien, auf den Philippinen und in Venezuela als Amtssprache eingesetzt. Anwendung findet Spanisch vor allem auch in New Mexico, Texas, Kalifornien und u. a. in Brasilien, Portugal, Marokko und Aruba. Einer Studie zufolge (http://www.weltsprachen.net/) soll Spanisch auf dem 4. Platz aller gesprochenen Weltsprachen liegen, während andere Studien von Platz drei ausgehen. Grundsätzlich lassen sich fünf Sprachen - Englisch, Spanisch, Französisch, Arabisch und Portugiesisch - als Weltsprachen bezeichnen, weil sie als Amtssprachen in verschiedenen Kontinenten anerkannt sind.

Französisch oder Spanisch - das ist die Frage

  • Die zweite Fremdsprache wird bereits in der sechsten Schulklasse eingeführt. Je nach Schule kann zum Beispiel Französisch, Latein, Spanisch oder auch Russisch angeboten werden, sodass der Schüler seine zweite Fremdsprache aus diesen frei wählen darf. In der Regel sind die Schüler der Klasse 6 plus/minus 12 Jahre alt. Das Problem ist also, für welche Sprache man sich entscheiden soll, wenn der letztendliche Berufswunsch noch nicht feststeht.
  • Jeder Schüler wünscht sich sicherlich, eine Sprache zu erlernen, die ihm liegt, die ihm leichtfällt und die er praktisch nutzen kann. Damit wären erste Kriterien bereits gefallen, denn es nutzt nichts, bei einer Abneigung gegen z. B. Chinesisch dieses Fach zu erlernen. Das Lernen wird dann als anstrengend, mühselig und schwer erfahren. Wie findet man heraus, welche Sprachrichtung einem liegt? Zuallererst fragen Sie sich: „In welches Land möchte ich am liebsten reisen und welche Sprache wird dort gesprochen?“ Mit dieser simplen Vorgehensweise kreisen Sie, wenn der Berufswunsch noch nicht ausgeprägt ist, eine Motivation ein.
  • Wie bereits berichtet, wird Französisch viel im arabischen Raum und Spanisch vor allem im lateinamerikanischen Gebiet bevorzugt. Das könnte für Sie bereits ein Hinweis sein, welche der Sprache - Französisch oder Spanisch - Ihnen näherliegt. Manche Menschen raten, sich den jeweiligen Unterrichtsstoff anzuschauen, um zu überlegen, welche Sprache „schwerer“ zu erlernen sei. Erstens ist es grundsätzlich von Vorteil, wenn man sich gerne mit Sprachen beschäftigt; zweitens ist es immer eine Frage der subjektiven Lernhaltung. Einige lernen „leichter“ im Bereich Mathematik, andere im Bereich Sprachen. Da Französisch und Spanisch ihren Ursprung im romanischen Sprachgebrauch finden, dürfte die Frage, welche der beiden „leichter“ zu erlernen sei, fehl am Platze sein.
  • Grundsätzlich kann man schon festhalten, dass Sprachen, wie Französisch und Spanisch, deren Grammatik komplexer Natur ist, mehr Lern-Intensität fordern könnten als Sprachen mit vereinfachter Grammatik, wie Englisch oder Norwegisch. Da die Entscheidung hier zwischen zwei ähnlich grammatikalisch komplexen Sprachen zu fällen ist, sollte die Frage nach „leicht erlernbar“ oder „schwer erlernbar“ entfallen. Wichtiger wäre zu prüfen, welche berufliche Tendenz, verbunden mit möglichen Lebensorten, man sich vorstellen kann. Viele Schüler mit zwölf Jahren können sich vorstellen, ins Ausland zu gehen, um berufliche Chancen zu nutzen. An dieser Stelle sei darauf hingewiesen, was bereits oben genannt wurde: In welchen Gegenden benötigt man eher Französisch und wo eher Spanisch?
  • Liegen Berufswünsche wie spanischer Korrespondent, Französischlehrer usw. bereits vor, erfordert es keine Entscheidung mehr, sondern in dem Fall steht die Entscheidung fest. Eine Ausweichmöglichkeit stellt sich dann ein, wenn die Entscheidung zwischen Französisch und Spanisch partout nicht gefällt werden kann. Wie bereits erwähnt, greifen beide Sprachen auf die romanische Sprachgruppe zurück, das heißt, letztendlich auf die lateinische Sprache der Spätantike. Das ist der Grund, warum die Gymnasien sich im Jahr 1834 ursprünglich als „Lateinschulen“ bildeten.
  • Latein ist eng mit dem Deutschen verknüpft (Tempora, Konjugationen, Deklination) und bildet die Basissprache vieler süd- und westeuropäischer Sprachen. Fast 50 % der romanischen Sprache finden sich im Deutschen wie im Französischen und Spanischen wieder. Insofern kann das Ausweichen auf Latein eine gute Entscheidungsmöglichkeit sein, um später, wenn sich der Berufswunsch herauskristallisiert, zu entscheiden.
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