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Muss man für Modedesign nähen können? - Das sollten Sie beherrschen

Grundkenntnisse im Nähen verschaffen Ihnen Vorteile.
Grundkenntnisse im Nähen verschaffen Ihnen Vorteile.
Ob man wirklich nähen können muss, um Modedesign zu studieren ist fraglich. Die schnelle Antwort wäre ein klares "Jein", denn Sie können das Nähen jederzeit noch lernen. Es ist aber hilfreich, das Handwerk zu beherrschen - und verschafft Ihnen bereits im Studium Vorteile. Dennoch gibt es gewiss auch erfolgreiche Modedesigner, die dieses Handwerk nicht beherrschen, die Grundbegriffe aber kennen und wissen, wovon sie reden.

Ist Modedesign Ihre Berufung?

Bevor Sie darüber nachdenken, an welcher Fachschule, Fachhochschule oder Universität Sie gern Modedesign studieren würden, sollten Sie sich diese Frage stellen: Warum soll es Modedesign sein? Es gibt diverse mögliche Gründe. Vielleicht treffen einige der folgenden Möglichkeiten auf Sie zu:

  • Sie haben schon als Kind Ihre eigenen Outfits oder einzelne Kleidungsstücke in irgendeiner Art und Weise verändert. Sie wollten einfach Ihren eigenen "Stil" tragen.
  • Vielleicht hatten Sie Puppen, denen Sie Kleider gebastelt, gehäkelt oder genäht haben. Dann haben Sie erste Erfahrungen im Umgang mit Größen, Schnitten und im Nähen. 
  • Wenn Sie nicht nähen konnten oder können, dann haben Sie vermutlich andere Wege gefunden, um die Kleidungsstücke zusammenzuhalten. Vielleicht haben Sie Kleber, Tackernadeln, Sicherheitsnadeln oder andere Dinge benutzt. 
  • Sobald Sie einen Stoffballen sehen, haben Sie Fantasien von schönen Kleidern. Halten Sie die Ideen in einem Notizbuch fest und fotografieren Sie notfalls den Stoff, um das Muster, Farbe und Material festzuhalten!
  • Wenn Sie andere Menschen sehen, fällt Ihnen auf, wer sich gut und typgerecht kleidet und wer nicht. Ihnen fallen sofort Verbesserungsvorschläge ein.
  • Ist Modedesigner der Beruf, für den Sie nachts um drei Uhr aufstehen würden und für den Sie notfalls auch nächtelang durcharbeiten? Dann lassen Sie sich bitte von Niemandem davon abbringen!

Die Anzeichen stimmen - aber nähen, nein danke!

Sollten Ihnen die oben genannten Anzeichen bekannt vorkommen, dann kann Modedesign Ihre Berufung sein. Dabei ist es nicht wichtig, dass Sie Kleider mochten, bevor Sie "Mama" sagen konnten. Wichtig ist, dass das Thema Modedesign, das Gestalten und Entwerfen von Kleidung und Accessoires Sie nicht mehr loslässt. Sie haben nur ein einziges Problem: Sie können nicht nähen und mögen diese Arbeit aus irgendwelchen Gründen überhaupt nicht.

  • Grundsätzlich ist es natürlich von Vorteil, wenn Sie das Handwerk des Nähens beherrschen. Das gilt sowohl für das Nähen mit der Hand als auch mit der Maschine.
  • Ihr Vorteil liegt darin, dass Sie die verschiedenen Nähte kennen. Damit wissen Sie um die Möglichkeiten, wie Sie die verschiedenen Materialien bearbeiten können. Für Seide, zum Beispiel, sind nicht die gleichen Nähte geeignet, wie für Jeansstoffe.
  • Sobald Sie nähen können, haben Sie den Vorteil, Ihre Entwürfe als erstes Muster selbst anfertigen zu können. Das spart Zeit und Geld und Ihr Entwurf ist dann schon einmal in die Realität umgesetzt geworden.
  • Sollte Ihnen das Nähen in Konfektionsgrößen zu schwierig erscheinen, dann nähen Sie Ihre Modelle einfach in Kinder- oder Puppengrößen. Auch damit können Sie anschaulich machen, wie Sie sich Ihren Entwurf vorstellen.
  • Wer das Nähen grundsätzlich ganz furchtbar findet, der kann sich auch mit einem einfachen Heftstich behelfen. Damit werden die Stoffteile nur locker zusammengeheftet und können jederzeit  und ganz leicht wieder aufgetrennt werden.

Wenn Sie sich für Modedesign bewerben

Sie benötigen für Ihre Bewerbung um einen der begehrten Studien- oder Ausbildungsplätze immer eine Mappe. In dieser Mappe präsentieren Sie Ihre Arbeiten. Viele Studienbewerber wissen nicht so recht, was sie in dieser Mappe sein sollte.

  • In der Regel geben die Hochschulen an, dass sie ca. 20 Arbeiten sehen möchten. Sie sollten diese Zahl leicht überschreiten. Bis zu 25 Arbeiten sind völlig in Ordnung. Zum einen, weil es zeigt, dass Sie nicht nur 20 Arbeiten für diese Mappen gefertigt haben und zum anderen, weil Sie mehr von sich zeigen können - und dürfen.
  • Haben Sie noch nicht viele Entwürfe gezeichnet, aber viele Kleidungstücke abgeändert, verfeinert, aufgepeppt, dann halten Sie dies auf guten Fotos fest. Diese Fotos sollten Sie in sehr guter Qualität abliefern und auch geschickt präsentieren. Kleben Sie die Fotos professionell auf Zeichenkarton. Das wertet sie auf. 
  • In Ihre Mappen gehören beispielsweise auch von Ihnen entworfene Stoffmuster, sofern Sie welche haben. Sie können neben Ihren gezeichneten Entwurf auch - wie es bei Modedesignern üblich ist - einige Stoffmuster des Stoffes heften, in dem Sie sich Ihren Entwurf vorstellen. Kleine Stoffstücke reichen dafür völlig aus.
  • Wenn Sie Näharbeiten vorweisen können, dann fotografieren Sie diese. Beschreiben Sie die Besonderheiten neben dem Foto in Stichpunkten.
  • Haben Sie bislang, wie oben beschrieben, sehr kreative Wege gefunden, die Materialien irgendwie zusammenzuhalten um das Nähen zu umgehen? Dann halten Sie auch dies auf Fotos fest und beschreiben Sie Ihre Ideen. Stehen Sie dazu, nicht nähen zu können.
  • Wer nicht richtig nähen kann und seine Entwürfe nur als Puppenkleider umgesetzt hat, kann diese auf Zeichenkarton befestigen und so in der Mappe präsentieren. Je mehr Sie sich mit verschiedenen Materialien und Schnitten beschäftigt haben, umso besser.
  • Ganz wichtig: In Ihre Mappen gehören immer auch schlichte Skizzen. Diese zeigen, dass Sie schnell zeichnen und wie Sie dies tun. Daran lässt sich meistens viel eher ein Talent zum Entwerfen erkennen als an perfekt gezeichneten Entwürfen. Diese Skizzen können zum Beispiel Menschen in verschiedenen Posen und Situationen sein. 
  • Eine weitere gute Übung für diese Skizzen besteht darin, verschiedene Materialien zu zeichnen. Stillleben von Wollknäulen, Mützen, Schuhen und anderen Gegenständen eignen sich dafür. Zwei bis drei Beispiele reichen aber völlig aus.

Zum Modedesign berufen, aber abgelehnt

Lassen Sie sich auf keinen Fall entmutigen. Wer nach den ersten beiden Ablehnungen schon aufgibt, der will den Beruf des Modedesigners auch nicht wirklich ergreifen. Ob Sie nähen können oder nicht, kann dabei völlig irrelevant sein. 

  • Nutzen Sie die Chance der Beratungsgespräche bei der Studienberatung. Diese Gelegenheiten sollten Sie vor Ihren Bewerbungen an verschiedenen Ausbildungsstätten in Anspruch nehmen. Jedes dieser Gespräche wird anders ausfallen - und Sie werden durch die Vielfalt der Gespräche sehr viel lernen. Nehmen Sie immer Ihre Mappe mit, denn so bekommen Sie ein erstes Feedback. Oftmals sitzt die Person der Studienberatung auch in dem Gremium, das die Mappenprüfungen vornimmt.
  • Sie werden niemals abgelehnt, weil Sie nicht nähen können. Das sollten Sie sich bewusst machen, denn das Nähen können Sie jederzeit lernen!
  • Wer schon einen ganz eigenen Stil hat, kann den gern hervorheben, sollte sich aber flexibel zeigen. Je weniger Sie sich schon vor Ihrer Ausbildung in eine Richtung festgelegt haben desto besser. Also keine Angst, wenn Sie noch keinen eigenen Stil gefunden haben.
  • Sollte es passieren, dass Sie von Ihren favorisierten Hochschulen abgelehnt werden, dann prüfen Sie Alternativen. Checken Sie Ausbildungsmöglichkeiten in Nachbarländern. Eine Schneiderlehre kann Ihnen helfen - kostet Sie aber auch die Zeit der Ausbildung. Vielleicht bewerben Sie sich als Praktikant bei Modedesignern. So nutzen Sie die Wartezeit bis zum nächsten Semester sinnvoll. 
  • Entwerfen Sie weiterhin Ihre eigenen Modelle und nähen Sie diese auch - oder bitten Sie Freunde, für Sie zu nähen. Videos mit Ihren Modellen oder Fotostrecken auf Ihrer Webseite zeigen, dass Sie aktiv sind und vorankommen wollen.
  • Bauen Sie Kontakte zu Modedesignstudenten auf und bieten Sie Ihre kostenlose Hilfe für die Anfertigung der Kollektionen an. Bei den Semesterpräsentationen können die Studenten jede helfende Hand gebrauchen - und Sie können sich unendlich viel abgucken und Erfahrungen sammeln.

Geben Sie Ihren Traum niemals auf, egal wie schwierig es wird. Viel Glück und ganz viel Erfolg!

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