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Models malen - Organisation und Umsetzung von einer Malsession nach Vorbild

Zeichnen und Malen nach Live-Vorbild stellt andere Ansprüche als freies Malen.
Zeichnen und Malen nach Live-Vorbild stellt andere Ansprüche als freies Malen.
Das freie Zeichnen und Malen stellt andere Anforderungen an den Künstler als das Malen nach Vorbild. Besonders speziell ist das Zeichnen von lebenden Modellen. Eine Malsession, bei der Sie das Objekt des Zeicheninteresses direkt vor Augen haben, kann eine große Herausforderung sein. Die Herausforderung liegt nicht nur im Malen selbst, sondern beginnt schon mit der Suche nach geeigneten Modellen. Wie wäre es mit semi-professionellen Models?

Malsession nach Vorbild - organisatorische Punkte

Für die Organisation der Session sollten Sie etwa einen Monat einplanen.

  1. Freunde oder Unbekannte? Zwar können Sie Ihre Freunde darum bitten, gratis Modell zu stehen. Professioneller wird es allerdings, wenn Sie Models buchen. Der Vorteil: Sie kennen die Personen nicht und sind beim Zeichnen unbefangener. Außerdem haben Sie ein breiteres Auswahlspektrum und wahrscheinlich eine einfachere Session, weil Ihre Zeichenmodelle im Posen geübt sind. Treffen Sie eine Entscheidung!
  2. Einfache Malsession oder Aktzeichnen? Entscheiden Sie sich im Voraus zwischen diesen beiden Optionen, damit Sie bei Ihrer Suche nach Models eine detaillierte Auftragsbeschreibung geben können. 
  3. Wenn Sie keine Freunde, sondern unbekannte Modelle zeichnen wollen, begeben Sie sich auf die Suche nach einer Agentur. Auch Freizeitmodelle kommen infrage. Sie verlangen weniger Geld, wobei eine Sitzungsgage von etwa 40 Euro in der Regel ausreicht. Eine vorstellbare Variante ist ein Casting. Annoncieren Sie ein solches inklusive Ihrer Gagenvorstellungen unter den Stellenangeboten von Lokalzeitungen.
  4. Egal ob Sie sich für Freizeitmodelle, professionelle Modelle oder Castings entscheiden: Vereinbaren Sie mit Ihrem Model ein Treffen vor der Session, um den geplanten Ablauf zu besprechen. Schätzen Sie die Zeit ab, die Sie fürs Zeichnen benötigen, denn semi-professionelle und professionelle Models wollen einen exakten Zeitrahmen.
  5. Denken Sie an Accessoires! Wenn Sie Ihre Modelle in bestimmter Kleidung malen möchten, müssen Sie die Kleidung bereitstellen. Eventuell kommt die Kontaktaufnahme mit einem Kostümverleih infrage. Fragen Sie die Größen der Models ab! Augenmaß-Schätzungen können Ihnen einen Strich durch die Rechnung machen. Ist die Kleidung für Sie irrelevant, können Sie die Kleiderwahl ebenso Ihrem Modell überlassen. Im Fall von Aktmodellen fällt der Schritt Accessoire-Organisation nicht weg. Denken Sie zum Beispiel ans Organisieren von Schmuck oder Gegenständen, die mit auf dem Bild sein sollen.
  6. Draußen oder Drinnen? Entscheiden Sie sich für eine der beiden Varianten. Licht und Schatten fallen auf Körpern im Freien schöner. Vorteil ist außerdem, dass Sie keinen Raum organisieren müssen. Draußen sind Sie aber wetterabhängig.
  7. Falls Sie sich für die Session in vier Wänden entscheiden, überlegen Sie, ob Ihnen die eigene Wohnung reicht. Einen unabhängigen Raum zu buchen ist sinnvoll, weil eine Wohnung für eine professionelle Session zu persönlich ist. Fremde Models in der eigenen Wohnung könnten Ihnen unangenehm werden. Ebenso könnten sich die Modelle befangen fühlen, wenn sie in die vier Wände des Künstlers gerufen werden. Nach einem Raum könnten Sie an der VHS fragen. Je nachdem, welche Lichtverhältnisse Sie wünschen, sollten Sie Ausleuchter oder Scheinwerfer mitbringen.
  8. Falls Ihr Model sich für die Session umziehen oder entkleiden soll, organisieren Sie einen Paravent. Stellen Sie an Schauplätzen außerhalb außerdem eine Toilette auf. 
  9. Bereiten Sie den Raum oder Schauplatz unter freiem Himmel am Tag der Session vor. Wenn die Models eintreffen, sollte außer Zeichnen nichts mehr zu tun sein. 

Jetzt geht es ans Malen! 

Models führen - Umgangsformen während der Malsession

Eine Malsession mit Menschen fordert Ihnen nicht nur auf organisatorischer und künstlerischer Ebene einiges ab. Der richtige Umgang mit Ihren Models ist ebenso wichtig.

  • Geben Sie den Modellen Zeit, um sich umzuziehen und zu akklimatisieren. Reichen Sie ein Willkommensgetränk, um für ein entspanntes Klima zu sorgen und überlassen Sie den exakten Startzeitpunkt der Session dem Modell. Auf diese Weise nehmen Sie Druck von der Sitzung.
  • Sie sind der Künstler und haben die Modelle gebucht. Es Ihre Aufgabe, Anweisungen zum Posen zu geben. Achten Sie darauf, keine Konstruktionen mit dem Wörtchen "müssen" oder direkte Befehle zu verwenden. Formulieren Sie indirekt. Die höfliche "könnten Sie"- oder "könntest du"-Aufforderungsform ist angemessener als Feldwebelbefehle.  Dennoch soll dem Model klar sein, was sie wünschen.
  • Fragen Sie während der Session regelmäßig nach dem Befinden des Modells. Erkundigen Sie sich zum Beispiel, ob eine bestimmte Pose noch weiter gehalten werden kann oder eine Pause verlangt wird. Schießen Sie vor einer Pause ein Foto von der Pose, damit das Model die Stellung möglichst exakt wieder einnehmen kann.
  • Fassen Sie das Model niemals an. Das ist eine Grenzüberschreitung, die von Unprofessionalität zeugt. Wenn Sie beispielsweise den Rock in eine bestimmte Position bringen wollen, dann fragen Sie erst, ob Sie dürfen.
  • Ebenso wenig wie anfassen, sollten Sie wertende Kommentare über das Model abgeben. Ein Lob für die Arbeit ist höflich und angemessen. Eines, das sich auf das Aussehen bezieht, kann falsch aufgefasst werden.

Wenn Sie durch Beachtung der richtigen Umgangsformen für eine entspannte und professionelle Stimmung sorgen, wird sich Ihr Model wohlfühlen. Das Malen ist erleichtert. 

Live Modelle malen - Beachtenswertes

Wie einleitend bemerkt, ist eine Session mit Live-Modellen auch mit künstlerischen Spezialansprüchen verbunden.

  • Das Tageslicht ist einer davon. Sonne wandert im Laufe des Tages. Das führt dazu, dass Schatten und Licht ihre Gestalt und Richtung ändern. Fertigen Sie zu Beginn der Session eine schnell gemalte, aber vollständige Skizze inklusive Markierung für Licht und Schatten an.  Die Schatten des zuerst gemalten Teils stimmen ansonsten nicht mit den Lichteinflüssen der später gezeichneten überein.
  • Zu einer ebenso großen Herausforderung wie das Licht werden Bewegungen. Sogar wenn Ihr Modell still hält, wird es am Ende der Session nicht exakt so dasitzen wie zu Anfang. Da auch kleinste Änderungen der Körperhaltung etwas an Lichtzeichnung und Schattenspiel verändern, ist das ein weiterer Grund für eine fundierte Skizze.
  • Liegende Positionen kann das Model leichter halten als sitzende oder stehende. Ziehen Sie deswegen in Erwägung, das Modell der Einfachheit halber von Anfang an liegend zu platzieren. 
  • Entscheiden Sie sich, ob Sie eine Teilstudie oder eine Komplettdarstellung zeichnen wollen. Während sich Teilstudien gerade für Licht-und-Schatten-Experimente anbieten, sollten Sie für Malerei eher die Komplettdarstellung wählen. 
  • Bewegung muss nicht immer eine Schwierigkeit sein, sondern kann auch für die Session genutzt werden. Gerade bei Aktbildern können Sie die kleinste Positionsveränderung des Models zum Beispiel als wechselndes Muskelspiel festhalten.
  • Wenn Sie Bewegung oder anatomische Zusammenhänge mit Ihrer Zeichnung wiedergeben wollen, zeichnen Sie mehrere Teilstudien. Skizzieren Sie die Einzelbilder der Teilstudienserie sehr genau, aber arbeiten Sie sie erst zu Hause aus, um Zeit und Geld zu sparen.

Die oben genannten sind die relevantesten Punkte für die Session nach Vorbild. Probieren Sie den Rest einfach aus und haben Sie Spaß. Dann kann kaum mehr etwas schief gehen.

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