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Mode im Mittelalter - Geschichte und Anleitung zum Nachmachen

Anders als Bäuerinnen betonten höfische Damen ihre Weiblichkeit.
Anders als Bäuerinnen betonten höfische Damen ihre Weiblichkeit.
Zwischen Antike und Renaissance liegen etwa 1000 Jahre. Dieser Zeitraum von 600 bis 1600 nach Christus ist als Epoche des Mittelalters bekannt. Kriege, Pest, Christianisierung und Barbarei werden häufig im selben Atemzug genannt. Feste wie das Kaltenburger Ritterturnier laden heute mit mittelalterlichen Verkleidungen zum Eintauchen in die vergangene Welt ein. Wenn auch Sie sich für eine Zeitreise dieser Art interessieren, lohnt es sich, die Modetrends der Zeit unter die Lupe zu nehmen.

Standesgemäß - höfische Mode gegen Arbeitskleidung

Mode ist immer Selbstausdruck und Manifestation von Gruppenzugehörigkeit.

  • In der Moderne erkennen Sie die ungefähre ethnische Herkunft eines Menschen oft an der Art seiner Kleidung. Sie erkennen Reichtum häufig an teuren Materialien oder Markenlabels. Ebenso lassen sich soziale Gruppen mit ihren Interessen teils an den Kleidern ablesen: besonders lässige Kleidung ist ein Beispiel.
  • Dass Mode anderen Menschen etwas über die eigene Person verrät, ist schon seit dem Mittelalter gang und gäbe. Rang und Stand eines Menschen sollten für die Öffentlichkeit damals durch den Anblick ersichtlich sein, denn arbeitende und höfische Gesellschaft trennte ein tiefer Abgrund. Ehen zum Beispiel waren Standesregeln unterworfen. Eine offensichtliche Zugehörigkeit vereinfachte die gesellschaftliche Trennung.
  • Während in der bäuerlichen Schicht kaum von "Mode" im heutigen Sinn gesprochen werden kann, kannte die höfische Schicht auch im Mittelalter bereits Modetrends.
  • Die Bauern trugen von Früh- bis Spätmittelalter funktionale Kleidung, die aus Kittel, Bundschuhen, Hose und Kleid bestand. Meist wurde Leinen in gedeckten Farben als Stoff verwendet. Die Kleidungsstücke waren weit und bequem, wobei Frauen und Männer dieselbe Kleidung tragen. Als Kopfbedeckung diente ihnen ein Filzhut, als Gürtel eine einfache Kordel.
  • Das höfische Leben war bunt. Farbenvielfalt, teure Stoffe, Ornamente und Accessoires zeugen vom höfischen Reichtum. Der Rang innerhalb des eigenen Standes war am Hof an Kleidern zu erkennen, wobei Männer und Frauen geschlechterspezifische Mode trugen.
  • Für beide Geschlechter gilt: Je reicher bestickt, farbiger und teurer ein Stoff, desto wohlhabender der Träger. Ähnlich musste ein Kleidungsstück möglichst lang und eng sein, um hohem Stand Ausdruck zu verleihen. Bei den Stoffen galten Seide und Brokat als Ausdruck großen Wohlstands. Selbiges galt für Goldplättchen, die auf die Stoffe genäht wurden.
  • Für Feste besaßen die Menschen sogenannte Amtstracht. Herrscher, Geistliche, Verbeamtete und Gelehrte kleideten sich in bestimmte Gewänder und Insignien, welche ihre gesellschaftliche Funktion und Führungsposition unterstrichen. 
  • In der höfischen Gesellschaft veränderte sich die Mode zwischen Früh- und Spätmittelalter. Zeitgeschehnisse schlugen sich in der Kleidung nieder. Grob gilt das frühe Mittelalter als Spanne der Völkerwanderung und Christianisierung. Das Hochmittelalter ist als Zeit des Rittertums und der Kreuzzüge bekannt, während das Spätmittelalter vom Aufstieg des Bürgertums, der Erfindung des Buchdrucks und der Interaktion von westlicher Welt und Abendland bestimmt wird.

Um auf einem Mittelalterfest eine möglichst standesgemäße Verkleidung zu tragen, sollten Sie die Zeitspanne, die Sie nachahmen wollen, näher definieren.

Mittelalterliche Trends nachahmen - Anleitung

Im Frühmittelalter ist der Unterschied zwischen den Schichten an den Kleidern zwar schon sichtbar, das aber relativ gering. Mit Spät- und Hochmittelalter steigerten sich die frühmittelalterlichen Modemerkmale der adeligen Schicht. Mehrere Punkte sind beim Verkleiden zu beachten:

  • Ziehen Sie als Frau des Frühmittelalters zwei körperlange und figurbetonte, aber nicht enge Tuniken verschiedener Farbe übereinander. Als Kopfbedeckung dient ein feiner Schleier.
  • Als Mann des frühen Mittelalters verwenden Sie feine, eng anliegende Bundhauben mit Federn. Tragen Sie eine ebenfalls körperbetonte Tunika in moderater Länge, die Sie unten zu Rockform raffen.
  • Die gewählten Kleidungsstücke sollten mehrfarbig sein. Samtstoffe aus Brokat eignen sich für beide Geschlechter als Standesausdruck. Schnabelschuhe zieren die Füße beider Geschlechter.
  • Je später die Zeit, desto enger und länger geschnitten ist geschlechterunabhängig Ihre Tunika und desto spitzer und länger die Schnabelschuhe.
  • Frauen des Hochmittelalters trugen zu einem anliegenden und samtigen Hemd einen körperbetonten Langrock, der hinten zur Schleppe ausläuft. Achten Sie auf abnehmbare Ärmel, welche im Hochmittelalter modern waren. Verzierte Gürtel und seidene Handschuhe dienen Ihnen als Accessoire. Außerdem tragen Sie einen Schurmantel.
  • Männer trugen ab dem Hochmittelalter ein Untergewand aus feinen Stoffen. Schneiden Sie Ihren Rock am Schoß ein. Darunter ziehen Sie enge Hosen aus Leder. Als Oberteil verwenden Sie ein anliegendes Samthemd.
  • Ein geschnürtes Korsett mit Knopfleisten tragen Sie als Frau, wenn Sie die reiche Schicht des späten Mittelalters nachahmen wollen. Ausschnitt dürfen Sie bei Ihrer Verkleidung nur zeigen, wenn Sie sich in dieser Zeit bewegen. Bedecken Sie den Kopf mit einem Schleier, um Ehestand zu symbolisieren. Unverheiratete Frauen setzen ein Schapel auf.
  • Als adeliger Mann des Spätmittelalters ersetzen Sie Ihre geraffte Tunika durch einen engen Kurzrock mit Knopfleisten. Als Oberbekleidung tragen Sie einen körperbetonten und ärmellosen Umhang, der an der Schulter zugeknöpft wird.
  • Pelz- und Perlenelemente auf der Kleidung können für beide Geschlechter einen spätmittelalterlichen Look unterstützen.
  • Wenn Ihre Verkleidung mit der Zeit gegen Ende des Mittelalters konform sein soll, dann kombinieren Sie die vorgestellten Stile frei, um das Aufweichen der Kleiderordnung wiederzugeben.

Viel Spaß auf Ihrer Zeitreise! 

helpster.de Autor:in
Sima Moussavian
Sima MoussavianFür Sima liegt die Schule noch nicht weit zurück. Sie erinnert sich noch gut an die Inhalte. In ihrer Freizeit lernt Sima gerne neues und probiert sich dabei auch im Heimwerken.
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