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Lyrik und ihre Epochen - Merkmale zeitgenössischer Lyrik

Gedichte, Dramen und Geschichten sind ein kulturelles Erbe.
Gedichte, Dramen und Geschichten sind ein kulturelles Erbe. © siepmannH / Pixelio
Viele Schüler und Einsteiger in die Literaturwissenschaft straucheln bei den vielen verschiedenen Epochen der Lyrik. Die Zeiträume lassen sich aber relativ leicht sortieren.

Die Epochen der deutschen Lyrik

  • Meist wird als erste Epoche die Zeit des Barock genannt. Sie wird mit dem Zeitrahmen 1600 bis 1720 angegeben und kennt drei Hauptmotive. "Memento Mori" (gedenke, dass du sterblich bist) und der Vanitas-Gedanke (die Endlichkeit des Seins) bilden dabei die düstere Seite. Dem gegenüber steht der Gedanke des "Carpe diem" (nutze den Tag).
  • Von 1720 bis 1800 spricht man von der Aufklärung. Die Lyrik dieser Zeit sollte alle Menschen von religiösen und politischen Zwängen befreien. Die Vernunft jedes einzelnen war das Leitmotiv vieler Werke.
  • Die Zeit des Sturm und Drang dauerte von 1765 bis 1785 und war von Werken geprägt, die gesellschaftskritisch waren und den Dichter zum Genie erhoben.
  • Die Klassik oder auch Weimarer Klassik beginnt 1786 und endet mit dem Tod Goethes im Jahre 1832. Er und Schiller gelten als die berühmtesten Vertreter dieser Epoche. Lyrik orientiert sich in dieser Zeit vor allen Dingen an den Vorbildern der griechischen aber auch römische Antike.
  • Die Gefühle zur Grundthematik hatte die Romantik, welche man in den Zeitraum 1795 bis 1840 einordnet. Die Romantiker wollten vom Alltag nicht desillusioniert werden und sahen den Menschen als Teil der unergründlichen und schönen Natur.
  • Die Epoche des Vormärz oder auch Biedermeier genannt, geht von 1830 bis 1848 und ist stark gesellschaftskritisch. Ein berühmter Versepos dieser Zeit ist "Deutschland. Ein Wintermärchen" von Heinrich Heine.  
  • Der Poetische Realismus (1848-1898) will die Welt fassbar machen und vor allen Dingen objektiv berichten.
  • Auch der Naturalismus (1880-1900) will objektiv sein, untersucht aber vor allen Dingen die Natur.
  • Ein scharfer Kontrast zu allem bildet der Expressionismus. Von 1905 bis 1925 schreiben junge Dichter wie Franz Kafka Werke, in denen die Verunsicherung der Jugend deutlich wird.
  • Als Gegenbewegung tritt die Neue Sachlichkeit als Strömung auf. Sie dauert von 1919 bis 1923 und wendet sich klar von expressionistischen Mitteln ab. Ihre Lyrik arbeitet mit realistischen Motiven und spricht ohne Pathos.
  • Erst nach dem Zweiten Weltkrieg spricht man von einer neuen Epoche: Die Nachkriegsliteratur. Hier wird in der Forschung zwischen der Lyrik der BRD und der DDR unterschieden.

Zeitgenössische Werke

  • Auch die aktuelle Zeit wird aus zukünftigen Augen als eine Epoche oder gar als Epochen in die Forschung eingehen. Bisher spricht man einfach von zeitgenössischen Werken.
  • Eingeordnet wird die derzeitige Lyrik unter den Begriff "Gegenwartsliteratur" und mit dem Zeitraum 1989 bis heute angegeben. Der Fall der Mauer dient als Beginn der Rechnung.
  • Oft werden bei modernen Werken alle bekannten poetischen Normen vollkommen verworfen. Es gibt jedoch auch Künstler, die sich den Mitteln alter Epochen bedienen und gezielt in die Fußstapfen eines Autors treten möchten.
  • Es gibt aber eine klare Tendenz hin zum Verzicht auf feste Reimschemen, Strophenformen oder ein Metrum.
  • Viele Dichter probieren sich an nichtlyrischen Elementen aus, indem sie Fachsprachen in die Werke einfließen lassen.
  • Auch Neologismen des 21. Jahrhunderts, die sich auf Medien wie das Internet beziehen, gelten bereits jetzt als Motiv.
  • Nicht nur auf der Wortebene, sondern auch auf der Satzebene gibt es einen neuen Trend. Gegenwärtige Lyrik neigt zur Reduktion. Es gibt häufig Satzbrüche. Manchmal bleiben nur Satzfragmente in einem Gedicht stehen.
  • 1992 wurde in Tübingen die "Gesellschaft für zeitgenössische Lyrik e.V." gegründet, die ihren heutigen Sitz in Leipzig hat. Hier arbeiten Größen der neueren Lyrik zusammen, um die modernen Werke der Öffentlichkeit näher zu bringen.
  • Bedeutende Vertreter der aktuellen Zeit sind zum Beispiel Ingeborg Bachmann, Günter Eich oder Ernst Jandl.
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