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Lachen - die Biologie erklärt es so

Lachen stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Lachen stärkt das Gemeinschaftsgefühl.
Kichern, grinsen, grölen – aus der Biologie weiß man, dass Lachen zur menschlichen Natur gehört. Man schmunzelt über einen gelungenen Witz und prustet reflexartig los, wenn man gekitzelt wird. Doch vor allem ist das menschliche Lachen ein angeborenes Ausdrucksverhalten, das soziale Bedeutung hat.

Körperliche Aspekte des Lachens

  • Stellen Sie sich eine alltägliche Situation vor: Sie sitzen in fröhlicher Runde zusammen und bekommen einen Witz erzählt. Nun wird zunächst Ihr Gehirn aktiv: Das Hörzentrum leitet den Witz in die rechte Gehirnhälfte weiter, dem Sitz des Verstandes. Hier wird der Witz blitzschnell analysiert. Finden Sie ihn komisch, übernimmt Ihr Körper die Regie.
  • Forscher haben herausgefunden, dass beim Lachen allein im Gesicht knapp 20 Muskeln und am ganzen Körper sogar 80 Muskeln aktiv werden. Ihre gesamte Mimik und die Körperhaltung verändern sich dadurch. Die Augenbrauen und die Mundwinkel gehen nach oben, die Nasenlöcher öffnen sich, der Atem schießt durch die Lunge, die Stimmbänder geraten in Schwingungen - Sie brechen in Gelächter aus.
  • In den unteren Körperregionen ziehen sich zugleich das Zwerchfell und die Bauchmuskeln zusammen. Im Gegenzug erschlafft die Beinmuskulatur - Sie kippen nach vorne oder brechen buchstäblich vor lauter Gelächter zusammen.
  • Bei herzhaftem Gelächter werden auch Glückshormone, die sogenannten Endorphine, ausgeschüttet. Sie fühlen sich heiter und gelassen und können sogar regelrecht in Euphorie geraten.
  • Etwas anders reagiert Ihr Körper, wenn Sie gekitzelt werden. Ihr automatisches Kichern ist ein unbewusster Reflex. Eine Berührung an besonders empfindlichen Stellen wie unter den Armen empfindet das Gehirn als Bedrohung und lässt den Körper mit einer Abwehrbewegung reagieren. Wird dieser Schutzmechanismus unterdrückt oder misslingt er, weil das Kitzelopfer festgehalten wird, sucht sich die angestaute Energie einen anderen Weg - wir prusten los.

Lachen als sozialer Faktor

Im menschlichen Miteinander kommt dem gemeinsamen Gelächter eine wesentliche Rolle als non-verbale, also nicht-sprachliche Kommunikation zu.

  • Ob Sie nun verhalten lächeln oder breit grinsen - entstanden ist dieses Verhalten aus einer Drohgebärde: dem Zähnefletschen. Im Tierreich gibt es das heute noch -  ein zähnefletschender Hund signalisiert: „Komm mir bloß nicht zu nahe, ich beiße dich sonst.“ In der Menschheitsgeschichte hat sich aus dieser Drohgebärde jedoch das Gegenteil entwickelt: Wir zeigen unsere „Waffen“ (die Zähne) beim Lachen ganz offen und demonstrieren dadurch, dass wir nichts zu verbergen haben. Wenn Sie also einen wildfremden Menschen nach dem Weg fragen, schenken Sie ihm automatisch ein buchstäblich entwaffnendes Lächeln.
  • Die Lachkommunikation drückt also Sympathie oder zumindest Wohlwollen aus. In der Gruppe entfaltet sie ihre besondere Kraft, denn alleine lacht man eher selten. In Gesellschaft hingegen festigt gemeinsames Gelächter das Zusammengehörigkeitsgefühl und ist daher wichtig für das Miteinander der Menschen.
  • Diesen Effekt erzielen Menschen auch, wenn sie sich über andere lustig machen, vielleicht sogar eine ganze Volksgruppe verhöhnen - denken Sie nur an die Ostfriesenwitze. Auch hier wird das Gruppengefühl gestärkt, wenngleich auch auf Kosten anderer.
  • Menschen beherrschen auch das gestellte, „falsche“ Lachen. Es kommt zum Vorschein, wenn Ihr Chef Ihnen einen schlechten Witz erzählt und dabei selbst lauthals losgrölt. Insgeheim schaudert es Sie, aber die soziale Interaktion innerhalb der Gruppenhierarchie verlangt es, dass Sie zumindest höflich lächeln - Sie zeigen Ihre Unterordnung und verhindern einen etwaigen Konflikt mit Ihrem Vorgesetzten.
  • Feministinnen werden es nicht gerne hören: Auch die Tatsache, dass Frauen statistisch gesehen häufiger als Männer lächeln, wird von der Soziologie und Biologie als Geste der Unterwerfung und Beschwichtigung interpretiert.

Können Tiere lachen?- Erkenntnisse aus der Biologie

  • Delfine zeigen ein Dauergrinsen, Hyänen grinsen höhnisch - auch in der Tierwelt wird anscheinend viel und gerne gelacht. Doch die Biologie weiß, dass die meisten Tiere gar nicht dazu in der Lage sind, weil ihnen die entsprechende Gesichtsmuskulatur fehlt. Mag Flipper also noch so belustigt aussehen - darin ein fröhliches Naturell zu sehen, beruht auf einer Fehlinterpretation tierischer Gesichtszüge.
  • Forscher haben allerdings festgestellt, dass unsere nächsten biologischen Verwandten, die Menschenaffen, durchaus lachen können. Insbesondere Schimpansen kugeln sich mit entsprechender Mimik gerne mal auf dem Boden oder bekommen Kicheranfälle, wenn sie gekitzelt werden. Ihr Gelächter ist aber immer unverstellt und Zeichen echter Fröhlichkeit - aus sozialen Gründen wird allein bei den Menschen gelacht.
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