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Jemanden begehren - Unterschied zum verliebt sein

Der eine liebt, der andere begehrt nur - daraus kann ein großer Konflikt erwachsen.
Der eine liebt, der andere begehrt nur - daraus kann ein großer Konflikt erwachsen.
"Jemanden begehren" - diese Formulierung fasst man zunächst positiv auf. Doch es kann ein Interessenkonflikt daraus entstehen. Dies ist der Fall, wenn der eine begehrt und der andere liebt.

Begehren - der Begriff im Fokus

Das Wort "Begehren" stammt von "Begierde" und in der Begierde steckt die Gier. Hier erkennen Sie, dass der Begriff körperlich konnotiert ist, denn Gier verspürt man häufig als etwas Körperliches: die Gier nach Essen beispielsweise.

  • Gier kann sich auch auf seelischer Ebene äußern, wenn Sie etwas unbedingt haben möchten, beispielsweise Geld oder Erfolg. Die Gier ist eine stärkere Form des Wollens und wird von Mensch zu Mensch unterschiedlich empfunden.
  • Manchen ist sie ein Antrieb, andere beschreiben sie als quälend. Manchen verursacht sie körperliches Unbehagen, sofern sie nicht befriedigt wird. Das Begehren als solches ist ein wissenschaftlicherer Ausdruck der Gier.
  • So ist es beispielsweise ein wichtiger Punkt in der Psychoanalyse oder in der feministischen Theorie. Judith Butler sieht es als Triebfeder für Machtverschiebungen, nicht nur im sexuellen, sondern auch im politischen Bereich.
  • Etymologisch entstammt der Begriff dem althochdeutschen "geron", aus dem beispielsweise auch der positive Ausdruck "gern" entstanden ist.

In jemanden verliebt sein vs. jemanden begehren

Sicher waren Sie mal verliebt und wissen, wie sich das anfühlt: Die Schmetterlinge im Bauch, das Interesse an der Person, in die Sie sich verliebt haben, der unbedingte Wunsch, Ihr Leben mit dieser Person zu teilen.

  • Sie erkennen: Verliebt sein ist etwas Romantisches, bei dem man einander nicht nur körperlich, sondern seelisch nah sein möchte. Man möchte zu demjenigen gehören, eine Einheit bilden.
  • Hier findet sich der harsche Unterschied zum Begehren: Wenn Sie jemanden begehren, geht es Ihnen primär ums Körperliche, die Liebe schließt die Seele mit ein.

Krass ausgedrückt: Begehren können Sie jemanden, den Sie noch nicht einmal sympathisch finden und an dessen Persönlichkeit Sie kein Interesse haben. Lieben werden Sie so jemanden nicht. Genau hier kann es zu Konflikten kommen.

Gefühle, die nicht erwidert werden

Stellen Sie sich vor, Sie begehren jemanden - dieser Jemand ist aber in Sie verliebt. Oder andersrum: Sie sind unsterblich in jemanden verliebt, aber die Person hat nur Interesse an einer losen Bettgeschichte, weil bei ihr oder ihm Begierde herrscht. Das ist für einen von Ihnen beiden, nämlich für denjenigen, der sich verliebt hat, nicht schön. Wenn Sie in eine solche Situation geraten, ist es wichtig, ehrlich mit Ihren Empfindungen umzugehen - spielen Sie niemandem etwas vor, das nicht da ist. So vermeiden Sie, dass Sie unglücklich werden oder dass Sie jemand anderen unglücklich machen. Alles Weitere müssen Sie beide unter sich klären. Es ist möglich, dass der Verliebtere von Ihnen sagt: "Okay, ich will lieber eine lose Affäre als gar nichts". Es kann aber auch sein, dass gar nichts die bessere Lösung fürs Selbstwertgefühl ist. Wichtig ist: Akzeptieren Sie die Entscheidung Ihres Gegenübers und bitten Sie im umgekehrten Fall selbst um Verständnis. Wie es mit der Affäre weitergeht, sollte derjenige bestimmen dürfen, der mehr Gefühle investiert - alles andere wäre nicht fair.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
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