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Italienische Weisheiten - Wissenswertes zur italienischen Mentalität

Italienische Weisheiten sind ein Spiegel für die Volksseele.
Italienische Weisheiten sind ein Spiegel für die Volksseele. © Paul-Georg_Meister / Pixelio
Auch wenn die Welt zunehmend zusammenwächst und sich in gewisser Hinsicht angleicht, gibt es dennoch weiterhin Mentalitäten, die länderspezifisch - zumindest auf die Bandbreite gesehen - sehr unterschiedlich sein können. Italienische Weisheiten können beim Verstehen der Landesmentalität helfen, denn solche lassen meist tief in die Seele eines Volkes blicken.

Erläuterungen zur Mentalität anhand italienischer Weisheiten

Das italienische Volk besteht aus Individualisten. „Jeder so, wie er mag und jeder für sich und trotzdem alle zusammen.“ könnte hier ein ungeschriebenes Motto lauten. Es kann auch viele regionale Unterschiede geben, die teilweise ziemlich krass ausfallen können. Dennoch gibt es genug Gemeinsamkeiten. Nachfolgend finden Sie einige exemplarisch ausgesuchte, italienische Weisheiten, die Ihnen einen Einblick in die Volksseele ermöglichen.

  • „La vita è come una barca, va su e giù.“ - "Das Leben ist wie ein Schiff auf dem Meer, es geht nach oben und wieder nach unten". Hinter dieser eher seicht wirkenden Redensart verbirgt sich die tiefe Erkenntnis, dass nach jedem Regen Sonnenschein folgt und nach jedem Weinen bald wieder ein Lachen. Sie birgt in sich aber auch die Erkenntnis, dass dies vollkommen normal ist und daher besser mit stoischer Gelassenheit akzeptiert wird, da es sich eben nicht ändern lässt.
  • „Chi tace, acconsente.“ - "Wer schweigt, stimmt etwas zu". Haben Sie sich schon einmal gefragt, warum in Italien und übrigens auch in anderen romanischen Ländern, wie beispielsweise Frankreich so oft gestreikt wird? Wer protestiert, schweigt nicht, er macht hingegen auf sich und seine Situation aufmerksam. Kommt ein neues Gesetz heraus, gegen das viele Italiener sind, so gilt der als selbst schuld, der darunter leiden muss, wenn er nicht protestiert um etwas daran zu ändern. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass es meist so ist, dass niemand außer einem selbst sich um die eigenen Interessen kümmert, frei nach dem Motto: "Steh' auf für deine Rechte!" Da in Italien eine andere Gesprächskultur herrscht, zeigen die Proteste meist auch Wirkung in Form von Zugeständnissen.
  • „Tutto il mondo è paese.“ - "Die ganze Welt ist ein einziges, großes Dorf". Damit ist gemeint, dass die Menschen und deren Handlungsweisen sich weltweit nicht viel unterscheiden. Auch wenn das von deutscher Sicht aus ab und zu anders aussehen mag und „italienische Verhältnisse“ ein viel zitiertes Schreckensbild einer nicht wünschenswerten Situation ist, so steckt doch sehr viel Wahres darin. So mancher wird angesichts der nicht wenigen, hiesigen Bestechungs- , Polit- und Wirtschaftsskandale oder nach so mancher Handwerkerrechnung sicher seine Skepsis gegenüber der Redensart ablegen. Auch ist vieles in Italien „sichtbarer“. Da nach dem Prinzip „Wer schweigt, stimmt etwas zu.“ gehandelt wird, halten die Leute sich weniger zurück, wenn Sie Missstände erkennen. Es gibt deshalb auch keine allzu große Stigmatisierung von „Nestbeschmutzern“. So gelangen, anders als oft in Deutschland, mehr Informationen über Missstände in Organisationen und Institutionen als Negativschlagzeilen in die Öffentlichkeit.
  • „Scalda più l'amore che mille fuochi.“ - "Die Liebe erwärmt dich mehr als tausend Feuer". Dies ist eine der italienischen Weisheiten, die symbolisch für die Leidenschaft für die Liebe an und für sich steht. Das Sinnbild vom Menschen, der durch Liebe in Brand steht, weist auf die Auffassung der Liebe als eine Art Naturgewalt hin, die einen überrollt, und unterstreicht das Bild, welches der nordische Mensch vom Südländer in diesem Punkt zu Recht hat.

Kritisches und Lebenshilfe

  • „Fa' quello che il prete dice, non quello che il prete fa.“ - "Mach das, was der Priester sagt, nicht das, was er selbst macht". Hier wird die kritische Einstellung der Bevölkerung zur Katholischen Kirche deutlich, aber auch deren Hinwendung. Dahinter steckt die Erkenntnis, dass man zwar die Lehren anerkennen und respektieren soll, aber trotzdem nicht vergessen darf, dass es sich auch bei Geistlichen um Menschen handelt, mit all ihren Fehlern.
  • „La mamma dei cretini è sempre incinta.“ - "Die Mutter der Idioten ist immer schwanger". Damit ist gemeint, dass es immer dumme, arrogante oder einfach sehr unangenehme Menschen gibt und man dementsprechend nicht verhindern kann, immer wieder auf diese zu stoßen. Gleichzeitig handelt es sich um eine Aufforderung mit einem vulgär- humorvollen Unterton, sich nicht aufzuregen.
  • „Se vuoi riconoscenza, non fare favori.“ - "Willst du Anerkennung, dann sei anderen nicht gefällig". Diese Weisheit soll die Menschen daran erinnern, sich selbst nicht zu vergessen. Die Umgangsformen in Italien sind im Allgemeinen höflicher als in Deutschland. Doch wer Anderen zu gefällig ist, kommt nicht vorwärts.
  • „Testa che non parla si chiama zuccòna.“ - "Wer nichts zu sagen hat, ist ein Hohlkopf". Gemeint ist damit, dass wer stets schweigt, nicht sehr intelligent sein kann. Das steht natürlich im krassen Gegensatz zum deutschen „Reden ist Silber, Schweigen ist Gold.“ Der Italiener ist kommunikationsfreudig und man tauscht sich gerne aus und „tastet“ sich dabei auch verbal ab, daher ist viel und häufige Kommunikation normal. Wer schweigt, verschließt sich, schottet sich ab und hält großen Abstand. Ein derartiges Verhalten widerspricht der Natur der meisten Italiener und wird daher mit Misstrauen gesehen.
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