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Höhlengleichnis - Deutung und Anwendung im Alltag

Das Höhlengleichnis: Schattenwissenschaft und höhere Wirklichkeiten.
Das Höhlengleichnis: Schattenwissenschaft und höhere Wirklichkeiten.
Das Höhlengleichnis Platons lässt sich auch heute noch heranziehen, um Aspekte des Alltags philosophisch zu überdenken. Eine mögliche Deutung des Gleichnisses soll nun folgen.

Das Höhlengleichnis und seine Bedeutung für die Realität

  • Platons Höhlengleichnis ist ein philosophischer Klassiker: Mehrere Menschen sind seit Kindesbeinen in einer Höhle festgebunden. Somit sind sie gezwungen, auf eine Felswand zu starren, wodurch ihre einzige Erlebniswelt diejenige ist, dass sie lediglich die Schattenwürfe, die durch ein Feuer im Hintergrund entstehen, wahrnehmen und andere Sinneseindrücke, wie etwa die Geräusche der für sie nicht sichtbaren Menschen, die hinter einer Mauer vorbeiziehen, auf Erstere als Urheber zurückführen.
  • Laut Platon bildet sich in einer derartigen Konstellation eine "Schattenwissenschaft" heraus, die Gesetzmäßigkeiten entwirft, die sich allein mit der Deutung dieses engen Rahmens befassen, den die Festgebundenen fälschlicherweise als Wahrheit annehmen. Diese Wissenschaft sieht die Schatten an der Wand als einzige richtige Wirklichkeit an.
  • Wird im Höhlengleichnis jemand aus der Höhle befreit und an das Tageslicht geführt, wird er zunächst starke Probleme haben, sich an die "neue" Wirklichkeit zu gewöhnen und diese als unangenehm empfinden. Des Weiteren wird er - bei einer etwaigen Rückkehr in die Höhle - auf das Unverständnis der Anderen stoßen, sollte er ihnen seine "Wahrheit" nahebringen wollen.

Die Deutung des Gleichnisses für den Alltag

  • Platon nimmt in seinem Höhlengleichnis eine höhere Wahrheit an, der der Menschen mit seinem bloßen weltlichen Sinnen nicht gewahr werden kann. Das alltägliche Verständnis von Realität wird mittels des Gleichnisses als Illusion oder Irreführung dargestellt und vollkommen relativiert. Grundsätzlich trügt der Schein also, wenn es nach Platons Deutung weltlicher Phänomene geht.
  • Dies ist eine Idee, die auch in zahlreichen Romanen und Filmproduktionen Einzug gehalten hat. Insbesondere der Film "Matrix" bedient genau diese Vorstellung der falschen bzw. relativierbaren Wirklichkeit: Der Protagonist erwacht nach dem Verzehr einer roten Pille aus einer programmierten "Realität" und erwacht in einer trostlosen postapokalyptischen Welt. Eine Rückkehr in die frühere Lebenswelt erweist sich als befremdlich und es gilt fortan, die Menschen, die noch in der Illusion leben, zu befreien.
  • Zweifelsohne sind diese Gedankengänge interessant, doch auch potenziell verwirrend und nicht selten beängstigend, da sie alle Erfahrungen, die der Mensch als wahr und selbstverständlich empfindet, infrage stellt. Die Deutung des Höhlengleichnisses und seiner modernen "Neuauflagen" hat allerdings einen Sinn: sie soll den menschlichen Geist anregen, nicht alles für bare Münze zu nehmen, was dem Menschen dargeboten wird. Ein kritischer Geist kann sich demnach durchaus auszahlen und der Wahrheit ein Stück näher bringen.
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