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Haupt- und Nebendreiklänge bestimmen

Dreiklänge prägen Sie sich am besten ein, indem Sie sie aufschreiben und selbst spielen.
Dreiklänge prägen Sie sich am besten ein, indem Sie sie aufschreiben und selbst spielen.
Mit den richtigen Harmonien können Sie auf dem Klavier oder der Gitarre etliche Lieder begleiten. Meist reichen hierbei die Hauptdreiklänge der Kadenz aus. Interessanter und vielseitiger wird die Musik aber erst, wenn Sie auch die Nebendreiklänge mit einbeziehen. Dies spielt nicht nur bei der Liedbegleitung, sondern auch bei der Improvisation eine entscheidende Rolle. Auch gleiche Akkorde können verschiedene Wirkungen haben, wenn sie in einer anderen Reihenfolge gespielt werden.

Zur Definition - Dreiklänge und ihre Funktionen

Um Haupt- und Nebendreiklänge bestimmen zu können, ist es wichtig, zunächst die Akkorde zu klassifizieren. Welche gibt es überhaupt, und welche Funktion haben sie?

  • In jeder Tonart gibt es drei Akkorde, die besonders wichtig sind. Man nennt sie auch Hauptdreiklänge. Wenn Sie alle drei hintereinander und dann nochmal den ersten von ihnen spielen, erhalten Sie die sogenannte Kadenz.
  • "Kadenz" bedeutet "harmonisches Gefälle". Das heißt, dass es nicht nur auf die Dreiklänge selbst ankommt, sondern auch auf die Reihenfolge, in der sie gespielt werden. So kann in bestimmten Zusammenhängen ein Akkord Spannung erzeugen, ein anderer dagegen Spannung abbauen.
  • Die Funktionen der Hauptdreiklänge werden auch Tonika, Subdominante und Dominante genannt. Die Tonika wird an erster Stelle gespielt, danach die Subdominante und schließlich die Dominante. Zum Schluss erfolgt noch einmal die Tonika, denn erst dann ist die Kadenz vollständig.
  • Die Tonika ist dazu da, die Tonart des Stückes festzulegen. Die Subdominante bringt eine weichere Farbe in die Harmonik, die Dominante erzeugt Spannung. Löst sich diese Spannung nicht wieder auf, klingt es, als würde etwas fehlen. Die Tonika hat darum zwei Funktionen: Am Anfang gibt sie dem Stück die harmonische Basis, am Ende baut sie die Spannung der Dominante ab und erzeugt eine Schlusswirkung.
  • Grundsätzlich können Sie über jedem Ton der Tonleiter einen Akkord bilden. Da eine Tonleiter aus mehr als nur drei Tönen besteht, gibt es neben den Hauptdreiklängen noch einige andere. Diese nennt man auch Nebendreiklänge. Sie sind dazu da, das Stück harmonisch interessanter und vielseitiger zu machen.

So bestimmen Sie die Haupt- und Nebendreiklänge

  1. Suchen Sie sich eine Tonart Ihrer Wahl aus und schreiben Sie sie auf. Am leichtesten ist es, in C-Dur zu beginnen, denn hier gibt es keine Vorzeichen.
  2. Bilden Sie nun über jedem einzelnen Ton einen Dreiklang. Falls Sie sich in der Notenschrift noch nicht gut auskennen, gehen Sie ganz schematisch vor. Liegt der Ton auf einer Linie, muss der zweite Dreiklangston auf der nächsten, der dritte auf der übernächsten Linie liegen. Liegt der erste Ton im Zwischenraum, liegen die beiden anderen Töne im jeweils nächsthöheren Zwischenraum.
  3. Bestimmen Sie nun die Tonarten der entstandenen Dreiklänge. Falls Sie ein Klavier zur Verfügung haben, spielen Sie die Akkorde an. Das hilft Ihnen, das Schriftbild mit einer Klangvorstellung zu verbinden. Außerdem ist es so leichter, zwischen Dur und Moll zu unterscheiden.
  4. Der erste Akkord besteht aus den Tönen c, e und g. Hierbei handelt es sich um die Tonart C-Dur. Dies ist in der vorliegenden Tonleiter die I. Stufe, auch als Tonika bezeichnet. Die Tonika ist einer der drei Hauptdreiklänge.
  5. Die beiden anderen Hauptdreiklänge erkennen Sie am Tongeschlecht. Wenn die Tonika eine Durtonart ist, wie in diesem Fall, stehen auch die beiden anderen Hauptdreiklänge in Dur. Um Haupt- und Nebendreiklänge zu unterscheiden, müssen Sie die entstandenen Dreiklänge also nur in Dur- und Molldreiklänge sortieren.
  6. Der Akkord über dem zweiten Ton, auch II. Stufe genannt, hat die Töne d, f und a. Hierbei handelt es sich um d-Moll, den ersten Nebendreiklang in C-Dur.
  7. Wenn Sie nicht wissen, wie Sie Dur und Moll unterscheiden, zählen Sie die Halbtonschritte. Dies geht besonders leicht, wenn man eine Tastatur vor Augen hat. Wenn kein Klavier vorhanden ist, malen Sie sich eine Tastatur auf. Bei Dur gilt folgende Regel: vier Halbtöne zwischen dem ersten und dem zweiten, drei Halbtöne zwischen dem zweiten und dem dritten Ton. Der erste Ton wird jeweils nicht mitgezählt. Bei Moll ist es umgekehrt: Zuerst sind es drei Halbtonschritte, dann vier.
  8. Wenn Sie alle Akkorde bestimmt haben, erhalten Sie folgendes Ergebnis: Auf der I., der IV. und der V. Stufe stehen Durakkorde: C-Dur, F-Dur und G-Dur. Dies sind die Hauptdreiklänge. C-Dur ist die Tonika, F-Dur ist die Subdominante, G-Dur die Dominante.
  9. Auf der II., der III. und der VI. Stufe stehen Mollakkorde: d-Moll, e-Moll und a-Moll. Auch diese Nebendreiklänge haben Fachbezeichnungen. Die II. Stufe ist die Subdominantparallele, die III. Stufe die Dominantparallele, die VI. Stufe die Tonikaparallele. Paralleltonarten heißen sie, weil die entsprechende Tonart die gleichen Vorzeichen hat wie ihr Pendant in Dur. So haben C-Dur und a-Moll jeweils keine Vorzeichen.
  10. Eine Ausnahme bildet der Akkord auf der VII. Stufe. Hierbei handelt es sich um die Töne h, d und f. Dies ist weder ein Dur- noch ein Molldreiklang, sondern ein verminderter Akkord. Er besteht nur aus kleinen Terzen. 
  11. Wenn Sie diesen Bestimmungsvorgang einmal durchexerziert haben, können Sie ihn bequem auf alle anderen Durtonarten anwenden.
  12. In jeder Durtonart gilt die Regel: Die Akkorde auf der I., der IV. und der V. Stufe sind die Hauptdreiklänge. Die II., III. und VI. Stufe sind die Nebendreiklänge. Auf der VII. Stufe steht ein verminderter Dreiklang.

Haupt- und Nebendreiklänge spielend kennenlernen

Wenn Sie sich mit der Bestimmung der Haupt- und Nebendreiklänge vertraut gemacht haben, ist es Zeit, sie auch anzuwenden.

  1. Am Anfang ist es wichtig, sich den Klang der Akkorde einzuprägen. Wenn Sie ein bisschen Übung haben, werden Sie feststellen, dass manche Akkorde besser zueinander passen als andere.
  2. Wenn Sie alle Dreiklänge einer Tonart spielen wollen, achten Sie auf die Reihenfolge. Folgen Sie nicht den Tönen der Tastatur, sondern richten Sie sich nach den Funktionen. Dass man von Haupt- und Nebendreiklängen spricht, hat den Grund, dass jeder Akkord einen zugehörigen "Partnerakkord" hat.
  3. Vergleichen Sie beispielsweise C-Dur und a-Moll. Sie werden feststellen, dass diese Akkorde nicht nur klanglich gut zusammenpassen. Wenn Sie sie spielen, brauchen Sie fast die gleichen Töne. Nur in einem Ton unterscheiden sie sich, denn für a-Moll brauchen Sie neben den gemeinsamen Tönen c und e noch das a.
  4. Um festzustellen, welche Akkorde gut zusammenpassen, gibt es zwei Methoden: Wenn Sie schon ein Instrument spielen oder singen können, orientieren Sie sich am Klang. Die Alternative ist, sich jeweils zwei Akkorde vorzuspielen und nach gemeinsamen Tönen zu suchen. Merken Sie sich als Regel: Je mehr gemeinsame Töne, desto enger sind die Akkorde verwandt. 
  5. Wenden Sie diese Regel an, werden Sie feststellen, dass Paralleldreiklänge besonders gut zusammenpassen. So passt C-Dur gut zu a-moll, F-Dur zu d-Moll, G-Dur zu e-Moll. Akkorde, die auf der Tastatur direkt nebeneinander liegen, z.B. C-Dur und d-Moll, passen weniger gut zusammen.
  6. Spielen Sie nun eine Kadenz, die nur aus den Hauptdreiklängen besteht. Die Abfolge lautet: Tonika, Subdominante, Dominante, Tonika.
  7. Erweitern Sie jetzt die Kadenz, indem Sie gelegentlich einen Nebendreiklang einstreuen. So könnte eine erweiterte Kadenz aussehen: Tonika, Tonikaparallele, Subdominante, Subdominantparallele, Dominante, Tonika. 
  8. Probieren Sie nun verschiedene Kadenzen aus. Richten Sie sich nach Ihrem Wissen, aber natürlich vor allem nach Ihrer klanglichen Wunschvorstellung. Kombinieren Sie auch Akkorde, die zunächst weniger gut zusammen passen. Dadurch schulen Sie Ihr Gehör und Ihre Tonvorstellung.

Haupt- und Nebendreiklänge in der Liedbegleitung - Praktische Hinweise

  1. Suchen Sie sich eine Melodie Ihrer Wahl aus. Versuchen Sie nun, sie mit Hilfe der Haupt- und Nebendreiklänge auszuharmonisieren. Überlegen Sie bei jedem Ton, welcher Akkord als Begleitung passen könnte.
  2. Orientieren Sie sich am Rhythmus der Melodie. Anfangs ist es sinnvoll, eine einfache Melodie zu wählen, die vorrangig aus gleichen Notenwerten besteht. Handelt es sich um Viertelnoten, reicht es oft, einen Begleitakkord für jeweils zwei Töne zu spielen. Bei Halben Noten empfiehlt es sich dagegen, jeden Ton zu harmonisieren.
  3. Stellen Sie zunächst die Tonart des Stückes fest. Dies erkennen Sie an den Vorzeichen und in den meisten Fällen am Schlusston. Der Schlusston ist oft der Grundton, der die Tonart des Stückes festigt.
  4. Schreiben Sie nun sicherheitshalber alle Haupt- und Nebendreiklänge der Tonart auf. Vergleichen Sie die Melodietöne mit den vorhandenen Dreiklangsmöglichkeiten. Probieren Sie alle Dreiklänge als Begleitung aus, die den Melodieton enthalten.
  5. Sie werden feststellen, dass es in manchen Fällen mehrere Möglichkeiten gibt. Der Ton C beispielsweise taucht sowohl in C-Dur als auch in F-Dur und a-Moll auf. Zunächst mag Ihnen die Wahl schwierig erscheinen. Erst durch die verschiedenen Möglichkeiten wird Ihre Begleitung aber individuell und spannend.
  6. Unterschätzen Sie Ihr Gehör nicht. In manchen Fällen werden Sie sofort hören, dass ein Akkord besser passt als der andere. Bei Unklarheiten spielen Sie sich einfach alle Varianten mehrmals vor, bis Sie zu einer Entscheidung kommen.

Denken Sie beim Harmonisieren einer Melodie immer daran: Es gibt keine falschen oder richtigen Begleitakkorde, sondern nur schöne und weniger schöne. Welche Akkorde aber schön sind, bzw. gut passen, bestimmen Sie selbst, denn es ist Ihre Musik!

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