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Handkuss - der Knigge gibt Auskunft

Vor allem in Östterreich ist der Handkuss bei formellen Anlässen immer noch üblich.
Vor allem in Östterreich ist der Handkuss bei formellen Anlässen immer noch üblich.
Was für eine stilvolle Begrüßung: Mit einem formvollendeten Handkuss zeigen Sie sich als Kavalier der alten Schule, der den Knigge beherrscht. Seinem Ursprung nach ist der Handkuss eine Geste der Demut, die früher nur Adeligen oder Geistlichen zustand. Heute finden Sie diese traditionelle Begrüßung nur noch selten. Wichtig ist auf jeden Fall, dass Sie wissen, wie Sie einer Dame richtig die Hand küssen.

Der Handkuss - Ursprung und Formen

Die Hand zur Begrüßung zu schütteln, war früher unüblich. Stattdessen wählte man den Handkuss - wenn man denn durfte.

  • Entwickelt hat sich die Geste aus dem Küssen des Siegelrings, den höhere Adelige und Geistliche im Mittelalter und in der frühen Neuzeit als Zeichen ihrer Macht trugen. Es war für Männer und Frauen gleichermaßen eine Auszeichnung, die Hand zum Kuss gereicht zu bekommen. In höher gestellten Kreisen erwiesen die Kinder früher auch ihren Eltern und Großeltern durch das Küssen der Hand ihren Respekt.
  • Heute finden Sie diese Geste nur noch selten. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts kam der Handkuss in weiten Teilen Europas aus der Mode, in Deutschland ist er seit Abschaffung der Monarchie nach dem Ende des Ersten Weltkrieges unüblich.
  • Einige Ausnahmen gibt es jedoch nach wie vor. Bei katholischen und griechisch-orthodoxen Würdenträgern vom Bischof aufwärts bis hin zum Papst ist diese Geste immer noch gebräuchlich, aber nicht zwingend vorgeschrieben. Nur strenggläubige Männer und Frauen sollten dies tun, wobei der an der rechten Hand getragene Siegelring nur andeutungsweise geküsst wird - es kommt zu keinem Kontakt mit den Lippen.
  • Wenn Sie gerne mal in Illustrierten blättern oder im Fernsehen Hochzeiten der Royals verfolgen, können Sie ebenfalls gelegentlich Handküsse sehen. Weibliche Monarchen wie die Queen oder Königin Silvia von Schweden werden so begrüßt, allerdings nur bei formellen Anlässen und lediglich von anderen Mitgliedern der Königshäuser.
  • In einer etwas anderen Form können Sie das Küssen der Hand manchmal in der Türkei oder hierzulande bei türkischstämmigen Mitbürgern beobachten. Dabei wird eine Respektsperson - die Eltern, andere ältere Verwandte und Bekannte oder ein Geistlicher - zunächst auf den Handrücken geküsst, der dann kurz auf die eigene Stirn gelegt wird.
  • Ansonsten sind Handküsse als stilvolle Begrüßung von Frauen heute noch in Polen und Österreich verbreitet. Herren erweisen damit einer Dame ihre Wertschätzung und Bewunderung, wobei der Knigge eine strenge Etikette vorschreibt. Generell wird nur Frauen ab circa 30 Jahren die Hand geküsst und niemals im Geschäftsleben. Der Anlass sollte entweder privater Natur sein (beispielsweise ein Abendessen) oder sehr formell wie zum Beispiel bei einem großen Ball oder einem eleganten Empfang.

Alle oder keine - dies ist eine weitere wichtige Benimmregel beim Handkuss. Wenn die Dame, deren Hand Sie küssen wollen, in Begleitung anderer Frauen ist, müssen Sie sämtlichen Frauen die Hand küssen. Alles andere wäre ein Zeichen des mangelnden Respekts.

"Küss die Hand, gnädige Frau" - so geht es laut Knigge

Wenn schon Handkuss, dann richtig. Falsch ausgeführt wirkt diese formalisierte Begrüßung schnell peinlich.

  1. Zunächst einmal gilt es, Haltung anzunehmen: Stehen Sie gerade und drücken Sie die Knie durch. Die linke Hand legen Sie an Ihre seitliche Hosennaht. Achten Sie auch darauf, dass Sie den Handkuss nicht hastig ausführen - er soll elegant und bedacht wirken.
  2. Wenn Ihnen die Dame ihre ausgestreckte Hand mit den Fingerspitzen nach unten entgegengestreckt und dabei leicht anhebt, ist dies ein Zeichen, dass sie einen Handkuss erwartet.
  3. Sie können jedoch auch selbst aktiv werden: Ergreifen Sie die ausgestreckte Hand der Dame und legen Sie sie mit dem Handrücken nach oben in Ihre Hand. Drückt die Dame Ihre Hand nun nach unten, so will sie nicht, dass Sie ihre Hand küssen - belassen Sie es in diesem Fall bei einem Händedruck.
  4. Wenn sich die Frau der Zeremonie nicht widersetzt, ergreifen Sie ihre Hand nur leicht. Drücken Sie nicht fest zu wie bei einem Händedruck, sondern stabilisieren Sie die Hand lediglich ein wenig mit Ihrem rechten Daumen.
  5. Machen Sie eine leichte Verbeugung und heben Sie gleichzeitig die Hand der Dame an. Achten Sie dabei darauf, dass Sie nicht auf das Dekolleté der Dame starren, sondern blicken Sie nach unten oder schließen Sie die Augen.
  6. Nun kommt das Wichtigste: Laut Knigge ist ein kräftiger Schmatz auf dem Handrücken der Frau tabu. Deuten Sie den Kuss lediglich an, ohne die Hand der Frau mit Ihren Lippen zu berühren.
  7. Lassen Sie anschließend die Hand der Dame nicht einfach fallen, sondern führen Sie sie zurück, während Sie sich aufrichten. Erst dann dürfen Sie Ihre Hand zurückziehen.
  8. Handküsse werden schweigend durchgeführt; die kurze formelle Begrüßung - in Österreich gerne in Form eines "Küss die Hand, gnädige Frau" - erfolgt vorher. Die eigentliche Konversation beginnt, wenn sich der Herr wieder aufgerichtet hat und Augenkontakt mit der Dame hat.

Wenn der Anlass stimmt, können Sie als Mann mit einem Handkuss durchaus punkten. Üben Sie aber besser erst zu Hause - vielleicht mit Ihrer Schwester oder einer guten Freundin.

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