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Fachwerkhaus im Mittelalter - Informatives

Fachwerkhäuser wurden gerne mit Doppelstreben verziert.
Fachwerkhäuser wurden gerne mit Doppelstreben verziert.
Viele Menschen glauben, dass das Fachwerkhaus, wie wir es heute in vielen Städten zu sehen bekommen, grundsätzlich aus dem tiefsten Mittelalter stammt. Dies stimmt so allerdings nicht. Heute gibt es nur noch eine kleine Anzahl von Fachwerkhäusern, die tatsächlich aus dieser Epoche stammen.

Die Optik mittelalterlicher Fachwerkhäuser

Mittelalterliche Fachwerkhäuser sind heute noch in den Altstädten mancher Städte und Dörfer zu sehen. Die Optik ist immer ähnlich: Das Haus besteht aus einem Balkenskelett, meistens aus dunklem Holz. Das Mauerwerk dazwischen ist in der Regel weiß gestrichen oder verputzt. In der Regel sind die Holzstreben und -balken schwarz oder dunkelbraun, genau wie das Häuserdach. Dadurch entsteht ein starker Kontrast, der die typische Fachwerkoptik ausmacht. Die Hölzer verlaufen nicht nur horizontal und vertikal, sondern wurden zur besseren Stabilisierung des Gebäudes auch schräg angebracht. Dazu kommen Schmuckverzierungen wie Kreuze oder Doppelstreben. Häuser wurden in diesem Stil gebaut, da Lehm und Holz früher für jedermann zugängliches Baumaterial waren.

So manches Fachwerkhaus ist noch gar nicht so alt

Fachwerkhäuser haben eine lange Tradition und sind ohne Frage sehr alt.

  • Viele Menschen denken, dass die Häuser, die heute noch in den Altstädten vieler Orte stehen, aus dem tiefen Mittelalter stammen, was so nicht ganz stimmt. Natürlich stammt die Idee des Fachwerks aus einer Zeit lange vor der Neuzeit. Jedoch gibt es heute nur noch wenige Häuser, die sich wirklich in die Epoche "Mittelalter" einordnen lassen. Die Zeitepoche des Mittelalters ist nicht genau definiert, weshalb sich eine Einordnung nur schwer vornehmen lässt. Meist wird das Mittelalter von ca. 500 bis 1500 angesetzt. Es gab verschiedene, historische Zeitpunkte, die als Anlass zum Übergang in die Neuzeit dienen können, so beispielsweise die Entdeckung Amerikas (1492) oder die Eroberung Konstantinopels im Jahr 1453.
  • Die ältestens noch intakten Fachwerkhäuser in Deutschland stammen aus dem 13. Jahrhundert. Der Bau des ältesten Einzelhauses in Deutschland lässt sich auf das Jahr 1261 zurückführen. Das bedeutet also, dass keines der heute stehenden Fachwerkhäuser tatsächlich aus einer früheren Zeit als dem Spätmittelalter (von ca. 1250 bis 1500) stammt. Im Gegenteil, einige Häuser, beispielsweise im Fachwerkdorf Crainsfeld, stammen sogar aus der Neuzeit und wurden erst Ende 1600 erbaut.
  • Die Häuser, die heute größtenteils noch stehen, sind sogar wesentlich jünger. Gut erhaltenes Fachwerk mit gemauertem Sockel, wie es in vielen alten Städten noch zu finden ist, wurde erst im 18. und 19. Jahrhundert erbaut - zu dieser Zeit jedoch meist nur noch in ländlichen Gegenden.
  • Die neue Bauweise, nach der das Häuserfundament gemauert wurde, wurde gegen 1500 eingeführt und sorgte für mehr Langlebigkeit. Damals begann man, das hölzerne Haus mit einem Steinsockel vor Feuchtigkeit zu schützen und ihm mehr Stabilität zu verleihen. Diese Bauweise ist heute noch bei vielen alten Fachwerkhäusern zu sehen.

Fachwerkhäuser aus dem frühen Mittelalter sind also nirgends in Deutschland mehr erhalten. Das älteste intakte Haus stammt aus dem Spätmittelalter und steht in Esslingen. Andere gut erhaltene Häuser stammen dagegen erst aus der Neuzeit.

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