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Epicondylitis humeri radialis - alles über den Tennisarm

Der Tennisarm kann durch eine gezielte Physiotherapie sehr gut behandelt werden.
Der Tennisarm kann durch eine gezielte Physiotherapie sehr gut behandelt werden.
Die Epicondylitis humeri radialis ist das häufigste Überlastungssyndrom am Ellenbogengelenk. Umgangssprachlich haben sich die Begriffe Tennisellenbogen oder Tennisarm eingebürgert. Männer und Frauen sind gleichermaßen betroffen, am häufigsten zwischen dem 40. und 60. Lebensjahr. Streng genommen ist die Epicondylitis eine harmlose Angelegenheit und klingt in vielen Fällen spontan ab. Bis dahin kann sie Ihnen jedoch empfindliche Beschwerden bescheren. Sie haben noch nie einen Tennisschläger in der Hand gehabt und denken, Sie sind vor dem Problem gefeit? Weit gefehlt ...

Der Begriff Tennisellenbogen ist historisch bedingt und irreführend, da die Epicondylitis humeri radialis bei Nichtsportlern insgesamt häufiger auftritt als bei Sportlern. Nur fünf bis acht Prozent der Betroffenen spielen Tennis.

Die Epicondylitis humeri radialis entsteht durch Mikroverletzungen

  • Wenn Sie Ihren Handrücken betrachten und mit der anderen Hand vom Handrücken aus über den Unterarm nach oben Richtung Ellenbogengelenk streichen, liegt unter der Hand die Streckmuskulatur. Sie setzt an der Außenseite des Ellenbogengelenks mit Sehnen an einem gut tastbaren Knochenvorsprung an, dem Epicondylus. Sie streckt das Ellenbogengelenk und dreht den Unterarm nach außen.
  • Sie können eine Epicondylitis humeri radialis entwickeln, wenn Sie durch sich häufig wiederholende Bewegungen im Ellenbogengelenk immer wieder die Streckmuskulatur anspannen. Das führt im Laufe der Zeit zu mikroskopisch kleinen Verletzungen am Sehnenansatz der Muskeln in Höhe des Knochenvorsprungs.
  • In einem komplizierten biochemischen Prozess führen die Mikroverletzungen beim Tennisarm zur Freisetzung von Entzündungsstoffen, die dann letztlich Ihre Beschwerden auslösen. Die Epicondylitis ist aber streng genommen keine Entzündungserkrankung im eigentlichen Sinne, sondern ein Überlastungsproblem, das von Mikroverletzungen verursacht wird.
  • Falls Sie tatsächlich Tennisspieler sind, wird der Tennisellenbogen durch Rückhandschläge verursacht, bei denen Sie das Ellenbogengelenk kraftvoll strecken. Überprüfen und korrigieren Sie gegebenenfalls Ihre Schlagtechnik. Ursächlich können auch eine zu harte Bespannung Ihres Schlägers, nasse und schwere Bälle oder ein zu schmaler Griff des Schlägers sein.
  • Auch wenn Sie noch nie in Ihrem Leben einen Tennisschläger in die Hand genommen haben, können Sie trotzdem eine Epicondylitis humeri radialis entwickeln. Das Überlastungssyndrom ist dann meist beruflich bedingt und wird durch immer wiederkehrende Armbewegungen ausgelöst, die den Muskelansatz reizen. Dazu gehören beispielsweise das Schraubendrehen bei Handwerkern, Föhnen bei Friseuren und auch das Arbeiten am PC.
  • Ein identisches Überlastungssyndrom ist der Golferellenbogen, bei dem die Beugemuskulatur auf der Unterseite Ihres Unterarms übermäßige Beanspruchung erfährt, wie es beim Golfschwung der Fall ist. Die Beugemuskeln setzen ebenfalls an einem Knochenvorsprung in Höhe des Ellenbogengelenks an, der auf der Innenseite des Gelenks gut tastbar ist.

Tennisarm - harmlos aber schmerzhaft

  • Das führende Symptom der Epicondylitis humeri radialis ist der Schmerz. In frühen Stadien der Erkrankung werden Sie ihn nur unter Belastung verspüren, später ist er dauerhaft vorhanden.
  • Typischerweise werden Sie die Schmerzen auf der Außenseite des Ellenbogengelenks verspüren, nämlich dort, wo die Streckmuskulatur am Knochenvorsprung ansetzt. Eine Schmerzausstrahlung zum Hand- und Schultergelenk ist gewöhnlich.
  • Auch eine schmerzbedingte Schwäche Ihres Handgelenks kann vorkommen. Diese kann so ausgeprägt sein, dass selbst einfachste Bewegungen zu Schwierigkeiten führen können. Dazu gehört das Anheben eines Tellers oder einer Kaffeetasse, das Öffnen einer Autotür, das Auswringen eines nassen Lappens oder ein Händedruck.
  • Von außen werden Sie in der Regel keine Veränderung an Ihrem Ellenbogengelenk feststellen können. Nur vereinzelt und bei langwierigem Verlauf kann es zu leichten Schwellungen am Knochenvorsprung kommen, die sich im Akutstadium auch etwas überwärmt anfühlen.

Die Diagnose des Tennisarms wird klinisch gestellt

  • Mit Beschwerden am Ellenbogengelenk können Sie sich an Ihren Hausarzt wenden. Bei entsprechender Erfahrung kann er die Untersuchung und Behandlung von Ellenbogengelenkbeschwerden selbst in die Hand nehmen. Da eine Vielzahl von Erkrankungen Beschwerden auslöst, die einen Tennisarm vortäuschen können, wird er Sie wahrscheinlich an einen Orthopäden oder Chirurgen überweisen.
  • Anhand Ihrer Beschwerden, die Sie Ihrem Arzt berichten, wird er bei entsprechender Erfahrung vermutlich schon die Verdachtsdiagnose „Tennisarm“ stellen können. Hinweise geben auch Ihr Beruf sowie Ihre Freizeitaktivitäten. Mit einer klinischen Untersuchung Ihres Ellenbogengelenks kann er seine Verdachtsdiagnose erhärten.
  • Liegt ein Tennisarm vor, verursacht Ihnen das Betasten des Knochenvorsprungs auf der Außenseite des Ellenbogengelenks Beschwerden. Die Beschwerden intensivieren sich, wenn der Arzt seine Hand auf Ihre Hand legt und Sie auffordert, Ihre Hand gegen den Widerstand seiner Hand nach oben zu bewegen. Auch wenn Sie Ihre Finger gegen Widerstand strecken, insbesondere den Mittelfinger, verstärkt das die Beschwerden.
  • Die klinische Untersuchung wird durch eine Röntgenaufnahme Ihres Ellenbogengelenks ergänzt. Gelegentlich können in Höhe des Knochenvorsprungs kleine Verkalkungen auf dem Röntgenbild erkennbar sein. Sie sind für die Behandlung und die Prognose von eher untergeordneter Bedeutung, weisen aber darauf hin, dass Sie das Problem schon länger mit sich herumtragen.
  • Eine weitere bildgebende Diagnostik ist für die Diagnose des Tennisarms nicht erforderlich, vorausgesetzt, Ihre Beschwerden und die klinische Untersuchung weisen eindeutig auf einen Tennisarm hin.
  • Bei Unklarheiten kann zunächst eine Ultraschalluntersuchung Ihres Ellenbogengelenks weiterhelfen. Mit ihr kann beispielsweise ein Gelenkerguss entdeckt werden. Er weist darauf hin, dass im Gelenk ein Problem vorliegt. Wird das Ellenbogengelenk während der Untersuchung durchbewegt, kann bei entsprechender Erfahrung des Untersuchers möglicherweise eine Einklemmung der Gelenkschleimhaut zwischen den Knochen beobachtet werden, was empfindliche Beschwerden verursacht.
  • Die Röntgenuntersuchung kann knöcherne Veränderungen zeigen wie beispielsweise eine Arthrose. In diesem Fall wird Ihr Arzt Ihnen zur Ergänzung der Diagnostik eine Computertomografie empfehlen. Eine Kernspintomografie wird bei unklaren Weichteilprozessen durchgeführt.
  • Passen Ihre Beschwerden und die Ergebnisse der klinischen Untersuchung nicht zur Diagnose „Tennisarm“, muss weiter geforscht werden. Ähnliche Beschwerden können unter anderem durch Schleimbeutelentzündungen, Halswirbelsäulenprobleme, eine Instabilität des Ellenbogengelenks, Arthrose und Einklemmungen der Gelenkschleimhaut ausgelöst werden.

Die Epicondylitis ist eine Domäne der konservativen Behandlung

Tennis- und Golferarm haben eine gute Prognose, denn in 80-90 Prozent der Fälle kommt es zu einer spontanen Abheilung. Bis dahin kann es allerdings ein bis zwei Jahre dauern. Wer nicht so lange warten möchte, kann mit einer Reihe konservativer Maßnahmen wesentlich früher die Beschwerden in den Griff bekommen. Die Erfolgsrate der Maßnahmen liegt bei über 90 Prozent.

  • Im akuten Fall mit stärkeren Beschwerden empfiehlt Ihr Arzt kühlende Maßnahmen. Der Schmerz wird dadurch gelindert und die Entzündungsreaktion am Knochenvorsprung zurückgedrängt. Wie Sie richtig kühlen, erfahren Sie hier.
  • Empfehlenswert ist auch eine Vermeidung der Schmerz auslösenden Bewegungen, was häufig nur durch eine vorübergehende Krankschreibung zu regeln ist. Sie sollten dann Ruhe einhalten. Die Belastung des Ellenbogens kann auch durch ein Tape oder eine Bandage am Ellenbogengelenk vermindert werden.
  • Schmerzlindernd und entzündungshemmend wirken auch Tabletten oder Kapseln, die Ibuprofen oder Diclofenac enthalten. In niedriger Dosierung können Sie sich die Präparate rezeptfrei in der Apotheke besorgen, in höherer Dosierung ist ein Rezept erforderlich. Werfen Sie sicherheitshalber einen Blick auf den Beipackzettel und informieren sich über Nebenwirkungen und Kontraindikationen.
  • Eine große Rolle bei der konservativen Behandlung der Epicondylitis spielt die Physiotherapie, die Ihnen Ihr Arzt gegebenenfalls rezeptieren wird. Infrage kommen bestimmte Dehnungsbehandlungen, manuelle Therapie und spezielle Manipulationen an den Sehnenansätzen des Ellenbogengelenks.
  • Ihr Arzt wird situationsabhängig Infiltrationsbehandlungen empfehlen, bei denen der Knochenvorsprung und damit die Sehnenansätze mit Wirkstoffkombinationen umspritzt werden. Zur Kombination gehört standardmäßig eine kleine Menge an Cortison, das einen entzündungshemmenden Effekt hat. Sollten Sie zuckerkrank sein, ist die Cortisoninjektion für Sie tabu, da sie die Zuckerwerte in die Höhe treibt.
  • Die Infiltrationsbehandlung ist nicht unumstritten, da die Wirksamkeit nicht vergleichbar ist mit dem Effekt einer guten Physiotherapie. Die Umspritzung muss meist mehrfach wiederholt werden, bis eine dauerhafte Schmerzlinderung eintritt. Da ein Zuviel an Cortison die Sehnen schädigen kann, sollte Sie nicht mehr als maximal drei Infiltrationen im Abstand von circa zwei Wochen zulassen.
  • Therapiemaßnahmen wie Akupunktur, Botoxinjektionen und auch die viel propagierte Stoßwellenbehandlung sind mit Vorsicht zu genießen. In seriösen Studien konnten mit den Maßnahmen keine überzeugenden Resultate erzielt werden. Eine Stoßwellenbehandlung wird Ihnen wahrscheinlich auch als IGeL-Leistung angeboten, die Sie selbst bezahlen müssen.

Die operative Behandlung des Tennisarms ist selten erforderlich

In der überwiegenden Zahl der Fälle sind die Beschwerden bei einer Epicondylitis mit konservativen Maßnahmen sehr gut zu beseitigen. Eine operative Maßnahme ist nur bei wenigen Patienten indiziert.

  • Eine operative Maßnahme kommt nur dann in Betracht, wenn Sie alle empfehlenswerten konservativen Behandlungsmethoden erfolglos ausgeschöpft haben. Sie ist keinesfalls Therapie der ersten Wahl.
  • Eine Operation ist erst ratsam, wenn ein chronischer Dauerschmerz besteht, der tatsächlich zu entsprechenden Einschränkungen in Ihrem Beruf oder bei den Freizeitaktivitäten führt.
  • Es stehen verschiedene Operationsmethoden zur Verfügung, die eine Beschwerdefreiheit herbeiführen können. Die Eingriffe erfolgen überwiegend ambulant und bedürfen einer Betäubung Ihres ganzen Armes oder einer Vollnarkose.
  • Bevor Sie sich für eine Operation entscheiden, müssen Sie wissen, dass die Rehabilitationsphase nach dem Eingriff langwierig sein kann. Bis eine Beschwerdefreiheit eintritt, können Monate vergehen, weshalb eine Operation keinesfalls als schnelle Lösung für den Tennisarm empfohlen werden kann.
  • Als vorbeugende Maßnahmen gegen einen Tennisarm kann Ihnen nur empfohlen werden, eine Fehl- oder Überbelastung des Ellenbogengelenks - insbesondere durch Freizeitaktivitäten - zu vermeiden.

Mit Epicondylitis humeri radialis bezeichnet man ein Überlastungssyndrom an der Außenseite des Ellenbogengelenks. Obwohl es harmlos ist, bereitet es häufig empfindliche Beschwerden. In der überwiegenden Zahl der Fälle kann das Problem mit konservativen Maßnahmen - allen voran einer gezielten Physiotherapie - gut behandelt werden. Eine operative Maßnahme ist daher meist entbehrlich.

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