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Ehrfurcht vor dem Leben - den Grundsatz Albert Schweitzers erklärt

Jedes Leben war für Schweitzer erhaltenswert - auch das der Mücke.
Jedes Leben war für Schweitzer erhaltenswert - auch das der Mücke.
"Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das leben will." Dieser Ausspruch des deutsch-französischen Arztes, Philosophen und Theologen Albert Schweitzers begründet seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Doch was genau ist darunter zu verstehen?

Die Ehrfurcht vor dem Leben als Grundlage einer universellen Ethik

Albert Schweitzer war ein deutsch-französischer Arzt, der gleichzeitig Theologe und Philosoph war. Er folgte einer pazifistischen Ethik und lebte zwischen 1875 und 1965. Besonders bekannt wurde er durch sein Hospital in Lambaréné im ostafrikanischen Gabun. Schweitzer wurde geleitet von seiner Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben. Doch was können Sie sich darunter konkret vorstellen?

  • Für Albert Schweitzer war jedes Leben schützenswert. Er machte keinerlei Unterschiede zwischen der Wertigkeit von Leben, zum Beispiel auf Grundlage von dessen Entwicklungsstand oder Leidensfähigkeit. Seine Ehrfurcht vor dem Leben, der Grundpfeiler seiner Ethik, bezieht sich auf alle Menschen, Tiere und Pflanzen.
  • Leben will Leben. Wer dies verinnerlicht hat, kann nicht anders handeln, als jedes Leben zu erhalten, zu pflegen und zu fördern. Ob es sich um die Mücke oder den Elefanten, den Afrikaner oder den Europäer, um "Unkraut" oder Kulturpflanzen handelt - jedes Leben ist so erhaltenswert wie das eigene.
  • Die Ehrfurcht vor dem Leben kann als eine Art universelle Grundlage einer friedlichen Welt ohne Ausbeutung, Hunger, Gewalt und Kriege gelten. Schweitzer war evangelischer Theologe. So können Jesu Worte "Liebe deinen Nächsten wie dich selbst" als religiöse Grundlage der Ethik Schweitzers gelten.
  • Eine pazifistische Welt, in der jedes Leben, gleich welcher Art, erhalten und gefördert wird, ist erreichbar. Die Voraussetzung ist aber, dass die Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben von allen Menschen verinnerlicht und gelebt wird.

Schweitzer und der Erste Weltkrieg

Schweitzer leistete bewundernswerte Arbeit in seinem Hospital in der französischen Kolonie Gabun. Da er aber im damals deutschen Elsass geboren worden war, galt er nach Ausbruch des Ersten Weltkrieges als Feind. Daher musste er seine Arbeit einstellen. Der Krieg ist für Schweitzer ein Zeichen des Niedergangs gewesen.

  • Für Schweitzer bedeutete Kultur echte Gemeinschaft und verantwortungsvolles Handeln des Einzelnen. Kriege laufen dieser Auffassung genau entgegen. Daher ist Krieg für Schweitzer ein Zeichen des kulturellen Niedergangs gewesen. Damit stellte er sich der Meinung entgegen, die Menschheit befände sich auf einem aufsteigenden Weg des Fortschritts.
  • Der Erste Weltkrieg machte Schweitzer erst arbeitslos, später wurde er gar in Frankreich interniert. Diese Zeit nutzte der Arzt, um seine Ethik weiterzuentwickeln. Er kam zu dem Schluss, dass kultureller Fortschritt nur auf der Grundlage einer Bejahung des Lebens erreicht werden kann. Dieses Modell lässt keinen Platz für Kriege und das damit verbundene massenweise Vernichten von Leben.
  • Nach dem Ausbruch des Ersten Weltkrieges, aber vor seiner Inhaftierung in Frankreich fuhr er mehrere Tage auf dem Fluss in Gabun. Da kam ihm der Begriff "Ehrfurcht vor dem Leben" in den Sinn. Eng damit verbunden ist die Erkenntnis: "Ich bin Leben, das leben will, inmitten von Leben, das Leben will."
  • Eine Kultur, die dies begriffen und verinnerlicht hat, entwickelt sich weiter. Kulturen, die Kriege führen wie den schrecklichen Ersten Weltkrieg, sind im Niedergang begriffen.

Wenn Sie in der Ethik Schweitzers ebenfalls den Grundpfeiler einer friedlichen Welt entdeckt haben, versuchen Sie diesen Grundsatz in das tägliche Leben einfließen zu lassen. Je mehr Menschen Ehrfurcht vor jedem Leben zeigen, desto eher ist eine friedliche Weltordnung zu erreichen.

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