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Die 5. Sinfonie von Beethoven

Beethovens Karriere begann in seiner Geburtsstadt Bonn.
Beethovens Karriere begann in seiner Geburtsstadt Bonn.
Die 5. Sinfonie von Ludwig van Beethoven ist eine komplexes Werk, mit einer interessanten Entstehungsgeschichte. Das heute als genial angesehene Musikstück kam ursprünglich nicht gut beim Publikum an.

Biografisches zu Ludwig van Beethoven

  • Der Musiker und Komponist wurde am 17. Dezember 1770 in Bonn getauft, das genaue Geburtsdatum wurde nicht erfasst. Er verstarb am 26. März 1827 in Wien. In der Familie gab es einige Musiker. Sein Vater Johann war Tenorsänger an der Hofkapelle und Musiklehrer. So wurde das Talent des Jungen früh erkannt und gefördert. Bereits mit 7 Jahren trat er öffentlich als Pianist auf. Es ist bekannt, dass er Orgel, Cembalo und Bratsche spielen konnte. Erste eigene Werke entstanden um 1791.
  • Im Jahre 1792 reiste er nach Wien, wo er von Joseph Haydn unterrichtet wurde. Eigentlich war nur ein Studienaufenthalt geplant. Aber nachdem 1794 französische Truppen das Rheinland besetzten und der kurfürstliche Hof fliehen musste, gab es keine Möglichkeit zu Rückkehr. Die politischen Ereignisse führten auch zum Verlust der Gehaltszahlungen des Kurfürsten.
  • Beethoven war auf die Unterstützung adeliger Musikliebhaber angewiesen. Ab 1800 bekam er wieder eine regelmäßige Unterstützung, dieses Mal durch Fürst Lichnowsky. Mit diesem kam es später zu Spannungen, die ab 1806 zum Verlust dieser Einnahmequelle führten.

Entstehung der 5. Sinfonie

Sie können davon ausgehen, dass Beethoven die 5. Sinfonie weder als ein besonders herausragendes Werk betrachtet hat, noch daran dachte, dass dieses so bekannt werden würde. Halten Sie sich die Ereignisse im Leben des Künstlers vor Augen.

  • Beethoven erhielt bei Haydn von 1792 bis 1794 Kompositionsunterricht. Dieser prägt zwar seine Werke, aber Beethoven hat einen eigenen Stil bewahrt, was zu einigem Streit zwischen den Musikern führte.
  • Der Künstler war zunächst in erster Linie Pianist, der bei seinen Auftritten auch eigene Kompositionen vortrug. Bis 1800 komponierte er Quartette und Klaviertrios. Erst ab diesem Zeitpunkt begann er, auch Sinfonien zu schreiben. Sein Gehörleiden machte sich erstmals 1798 bemerkbar, es beeinträchtigte seine Möglichkeiten, weiter als Pianist aufzutreten. Auch verunsicherte es den Künstler. Er befürchtete, taub zu werden und seine Karriere völlig beenden zu müssen.
  • Trotz verschiedener Krankheiten, der Angst vor Taubheit und in teils desolaten wirtschaftlichen Verhältnissen, entwickelte er bereits 1800 erste Ideen zur 5. Sinfonie. Konkrete Aufzeichnungen reichen ins Jahr 1804. Verschiedene Quellen sprechen von einer Fertigstellung im Frühjahr 1808.
  • Die wirtschaftliche Lage zwang Beethoven dazu, Auftragsarbeiten anzunehmen. So nahm er 1806 den Auftrag von Graf Franz von Oppersdorff an, zwei Sinfonien zu schreiben. Beethoven verkaufte die Werke aber an Fürst Lobkowitz. Er widmete die 5. Sinfonie ihm und dem Grafen Rasumowski. 1808 verkaufte er das Werk endgültig an den Verlag Breitkopf & Härtel. Der Graf bekam als Entschädigung die 4. Sinfonie (B-Dur op. 60). Er war dem Künstler in Freundschaft verbunden und bestand vermutlich nicht auf eine Erfüllung des Versprechens.
  • Beachten Sie, Beethoven komponierte zeitgleich die 6. Sinfonie, er veräußerte beide Werke mehrfach zusammen. Auch die Uraufführung am 22. Dezember 1808 im Theater an der Wien ist typisch. Die heute 5. Sinfonie war damals die 6. Sinfonie und eines der Werke, die im Rahmen eines vierstündigen Konzerts aufgeführt wurden. Neben diesen Sinfonien entstanden noch weitere Kompositionen. Heute würde man wahrscheinlich von einem Komponisten sprechen, der wie am Fließband arbeitet.

Der Name Schicksals-Sinfonie

In der heutigen Zeit würde man vielleicht von einer PR-Maßmahme sprechen. Fakt ist, dass Sie in der gesamten Literatur nur Spekulationen finden, wieso die 5. Sinfonie so genannt wird.

  • Nach Angaben seines Sekretärs Anton Felix Schindler, soll Beethoven zu den bekannten ersten Takten, dem Hauptmotiv des ersten Satzes gesagt haben: “So klopft das Schicksal an die Tür.“
  • Tatsache ist, dass die Sinfonie in einer Zeit entstanden ist, als Beethoven sich in einer Lebenskrise befand. Er befürchtete das Gehör zu verlieren und hatte finanziell eine ungewisse Zukunft. Das Schicksal hatte in seinem Leben zugeschlagen.
  • Es gibt aber auch eine andere Interpretation: Die Sinfonie ist die musikalische Antwort auf die Politik Napoleons, der einmal gesagt haben soll. “Die Politik ist das Schicksal“.

Aufbau des Werks

Es ist etwas widersprüchlich den Aufbau des Werks zu analysieren, es an den Regeln der klassischen Sinfonie zu messen und gleichzeitig zu dem Schluss zu kommen, Beethoven habe alle Grenzen gesprengt. Zumal der Künstler sich zu seinem Werk nie geäußert hat.

  • 1. Satz: Allegro con brio, 2/4-Takt, c-Moll: Die Musikwissenschaft spricht davon, dass dieser Satz in der Sonatensatzform, also Exposition – Durchführung – Reprise – Coda, aufgebaut ist. Zu dieser Form gehören ein Motiv und ein Seitenthema, die kontrastiert werden, zum Beispiel durch Forte und Piano. Beethoven setzt dem kraftvollen Motiv, das nur aus drei Achteln auf “G“ und einem lang gezogenen “Es“ ein schwaches melodiöses Seitenthema entgegen. Dieses besteht aus gleichmäßig fließenden Vierteln in der Paralleltonart Es-Dur. Es wird vom kraftvollen Motiv förmlich erdrückt. Das Motiv ist eher ein Rhythmus als eine Melodie und setzt sich in allen Stimmen dort.
  • 2. Satz Andante con moto, 3/8-Takt, As-Dur: Dieser Satz wird von einem langen liedartigem Motiv, beherrscht, das sich in drei Variationen durch den Satz zieht. Diese Melodie ist ein Kontrast zum kraftvollen ersten Satz. Die Melodie beginnt leise mit den Streichern und wird von einem marschähnlichen Motiv abgelöst. Beethoven überrascht seine Zuhörer durch ein lautes Orchestertutti nach einem leiser werdenden Teil. Diesen Effekt wiederholt er bei den Variationen.
  • 3. Allegro, 3/4-Takt, c-Moll: In der Literatur wird von einem Scherzo gesprochen. Beethoven hat weder die Bezeichnung Menuett noch Scherzo verwendet, er beschränkte sich auf die Angabe des Tempos Allegro. Das tänzerische Musikstück lebt von der Unterschiedlichkeit zweier Motive. Das Erste steht unmittelbar am Anfang. Es wird kaum hörbar von Celli und Kontrabässen gespielt und besteht aus einem gebrochenen C-Moll-Dreiklang. Das andere Motiv erinnert an das Hauptmotiv des ersten Satzes. Im Mittelteil des Satzes, einem Fugati, zieht sich ein neues Thema durch die Streicherstimmen. Der Satz endet nicht, sondern leitet in den Finalsatz, der in C-Dur gestaltet wurde, über.
  • 4. Allegro, 4/4-Takt, C-Dur: Das erste Thema beginnt mit einer Dreiklangsfanfare, der gesamte Satz erinnert an einen Triumphmarsch. Der Satz dominiert die Sinfonie, ist ihr Höhepunkt. Piccolo, drei Posaunen und ein Kontrafagott ergänzen die bisher verwendeten Instrumente. Auch der vierte Satz ist in der vierteiligen Sonatenhauptsatzform gestaltet. Aber er greift verschiedene Themen der vorherigen Sätze auf.

Rezeption des Werks

Über die Uraufführung gibt es verschiedene Berichte. Manche sprechen von begeistertem Beifall, andere von einem eher verstört wirkenden Publikum. Musikschriftsteller und Komponist Johann Friedrich Reichardt schrieb, von unzureichenden Proben. Berücksichtigen Sie die kalte Jahreszeit sowie die Temperaturen im ungeheizten Theater. Die Aufführung dürfte katastrophal gewesen sein.

  • Beethoven hat das Werk nachweislich einige Male überarbeitet. In den Archiven des Beethovenhauses gibt es Belege über einen widersprüchlichen Schriftverkehr mit dem Verleger des Werks über zu streichende Takte.
  • Weiter Aufführungen fanden erst nach 1809 in Deutschland statt, die Partituren wurden ab 1826 gedruckt. Diese fanden einen guten Absatz, das Werk war beliebt und wurde zunehmend anerkannt. Das Werk wurde aber unterschiedlich aufgenommen. Laut einer Rezension aus dem Jahr 1810, die E. T. A. Hoffmann für die “Allgemeine musikalische Zeitung“ verfasste, ist Beethoven ein bedeutender Vertreter der Romantik. Den Begriff Romantik sollten Sie nicht im heutigen Sinn verstehen. Es geht um eine Abspaltung von der Welt der Vernunft. Beethoven hat sich bei seinen Sinfonien nicht konsequent an Formalien gehalten, also von dem “vernünftigen“ Konstrukt Abstand genommen. Diese Art Musik zu komponieren führt während seiner Ausbildung zu einigen Disputen mit Haydn. Auch gab es konservative Musikkritiker, die sich an der mangelnden Orientierung des Werks am klassischen Vorbild störten.
  • Die Werke Beethovens wurden später oft entsprechend des Zeitgeistes umgedeutet. Richard Wagner sah in Ihnen die Anfänge des Musikdramas. Der Nationalsozialismus sah in den Werken “Das Erwachsen des Deutschen Volkes“. Theodor Adorno erkannte in den 1960er und 1970er Jahren einen Zusammenhang mit dem, um 1800 aufkommenden Emanzipationsbestrebungen des Bürgertums. Sie sollten, wenn Sie Rezensionen über die 5. Sinfonie lesen, immer darauf achten, wer diese wann verfasst hat. Behalten Sie auch im Hinterkopf, dass Beethoven sich nie dazu geäußert hat. Es gibt keinerlei Belege darüber, wie Beethoven sein Werk gesehen hat oder welche musikalische Aussage dahinter steht.

Betrachten Sie die “Schicksalssinfonie“ einfach als eine sehr bekannte, zeitlose Komposition, die auch heute noch begeistert und deren Anfangsmotiv von Musikern jedes Genres aufgegriffen wird.

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