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Das Wessobrunner Gebet - Interessantes zum althochdeutschen Gedicht

Das Wessobrunner Gebet ist in einer Handschrift aus dem 9. Jahrhundert überliefert.
Das Wessobrunner Gebet ist in einer Handschrift aus dem 9. Jahrhundert überliefert.
Das Wessobrunner Gebet ist einer der ältesten althochdeutschen Texte. Es handelt sich um ein Schöpfungsgedicht und ein Gebet. Überliefert ist das Wessobrunner Gebet in einer Handschrift aus dem frühen 9. Jahrhundert.

Überlieferung des Wessobrunner Gebets

Das Wessobrunner Gebet, auch Wessobrunner Schöpfungsgedicht genannt, finden Sie in einer einzigen Handschrift. Das bedeutet, dass es keine Abschriften in anderen Handschriften gibt, wie dies bei mittelalterlichen Handschriften häufiger vorkommt.

  • Das Wessobrunner Gebet ist in einer Handschrift aus dem frühen 9. Jahrhundert überliefert (um 814 n. Chr.). Der Text ist wahrscheinlich älter. Die Forschung vermutet eine erste Niederschrift um das Jahr 790, die nicht überliefert ist. Damit gehört das Wessobrunner Schöpfungsgedicht zusammen mit den Merseburger Zaubersprüchen, den lateinisch-deutschen Glossen Abrogans und einigen weiteren Texten zu den ältesten Texten in althochdeutscher Sprache.
  • Die einzige überlieferte Fassung finden Sie in einer lateinischen Sammelhandschrift. Sie entstand um 814 vermutlich im Bistum Augsburg. Heute wird sie in der Bayerischen Staatsbibliothek München aufbewahrt. Früher wurde sie im Kloster Wessobrunn aufbewahrt, daher der Name des Gedichts.

Beim Wessobrunner Gedicht handelt es sich um einen althochdeutschen Text, der zwischen lateinischen Texten in einer Handschrift um 814 überliefert ist, aber ursprünglich um 790 datiert.

Schöpfungsmythos und Gebet für die Mission

Das Wessobrunner Gebet besteht aus zwei Teilen, einem Schöpfungsmythos und einem Gebet.

  • Der erste Teil umfasst neun Zeilen mit Stabreim. Der Stabreim ist das Reimschema alter germanischer Dichtung, auch in altenglischen Texten wie dem Beowulf oder altnordischen Texten, wie der Lieder-Edda, findet der Stabreim seine Anwendung. Stabreim bedeutet, dass sich nicht die Endsilben der Wörter reimen, sondern die Anfangsbuchstaben.
  • Das Schöpfungsgedicht beschreibt in einer ersten Strophe, was vor der Schöpfung nicht da war: Erde, Himmel, Bäume, Berge etc. In der zweiten Strophe können Sie lesen, dass es vor der Schöpfung einen gnädigen Gott und andere Geister gab.
  • Der zweite Teil ist ein Gebet in Prosa. Der Verfasser bittet um Glauben, Kraft und Weisheit, um Gottes Willen zu folgen und dem Teufel zu widerstehen.

Die Handschrift und eine Transkription finden Sie auf den Seiten der bibliotheca Augustana.

Sinn und Intertextualität des Wessobrunner Gebets

Die Forschung sieht das Wessobrunner Gebet als Teil der Sachsenmission. Ein angelsächsischer Missionar soll es zur Taufvorbereitung der Sachsen in Auftrag gegeben haben.

  • Der Aufbau des Textes erinnert an heidnische Zauberformeln wie die Merseburger Zaubersprüche. Ein Zauber wird in einen mythischen Text eingebaut. Im Fall des Wessobrunner Gebets handelt es sich jedoch um einen christlichen Text.
  • Bezüge bestehen zur Völospá, der Lieder-Edda. Die Lieder-Edda ist eine Gedichtsammlung mit mythischen Themen aus dem mittelalterlichen Island. Die Völuspá, übersetzt die Weissagung der Seherin und beschreibt den Schöpfungsmythos. Das Gedicht enthält, wie das Wessobrunner Gebet, eine Aufzählung, was vor der Schöpfung nicht existierte.

Mit dem Wessobrunner Gebet lesen Sie also einen christlichen Text mit Strukturen heidnischer Überlieferung.

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