Alle Kategorien
Suche

Büchners Menschenbild verstehen - so klappt's

Büchner kritisierte den Idealismus als ungerecht den Armen gegenüber.
Büchner kritisierte den Idealismus als ungerecht den Armen gegenüber.
Georg Büchner war nicht nur der Verfasser bekannter Werke wie "Woyzeck", sondern auch ein Kritiker des Idealismus. Dies machte ihn zu einem erklärten Feind von Schiller und Goethe. Doch was macht Büchners Menschenbild im Gegensatz zu deren aus?

Das idealistische Menschenbild - das Bewusstsein bestimmt das Sein

Die Zeit Schillers und Goethes war von einer gewissen Feingeistigkeit geprägt. Die Epoche des Sturm und Drang und die Weimarer Klassik waren bestimmt von der Vorstellung, dass der Mensch ein frei denkendes, frei handelndes Subjekt sei, das sich nach seinen Vorstellungen stets selbst formen könne. Dieses Menschenbild wird auch als idealistisch bezeichnet, da es einen Menschen zeigt, der stets einem Ideal von sich nachstrebt. Der Mensch kann sich bilden, er kann durch seine eigene Idee, durch seine Fantasie und seine reiche Gefühlswelt die Welt um sich herum zum Positiven verändern. Dies klingt sehr harmonisch - und wird von vielen als schlicht unwahr bezeichnet. So gibt es eine ganze Reihe von Kritikern des Idealismus. Einer der vehementesten war Georg Büchner.

Büchners Materialismus - das Sein bestimmt das Bewusstsein

  • In seinem "Woyzeck" zeigt Georg Büchner einen einfachen Mann, der von Mitgliedern oberer Klassen langsam in die Verzweiflung getrieben wird. Dieses Werk gilt als typisch für Büchners Kritik am idealistischen Menschenbild.
  • Kernpunkt ist sein Gedanke, dass nicht etwa das Bewusstsein das Sein, sondern vielmehr das Sein das Bewusstsein bestimmt. Klingt kompliziert, ist aber eigentlich logisch. Während Schiller, Goethe und Co. glaubten, der Mensch könne durch ein schönes, ideales Bewusstsein sein Leben nach seinen Vorstellungen formen, sieht Büchner den Menschen als den Umständen unterworfen an.
  • Ein Beispiel: Ein Mensch, der hungert, hat keine Kraft und kann somit nicht arbeiten. Somit kann er kein Geld verdienen und muss folglich verelenden. Es ist also das ganz weltliche Sein, nämlich der hungrige Körper, der den Lebensverlauf des Menschen bestimmt.
  • Durch einen derart negativen Lebensverlauf formt sich aber auch ein bestimmtes Bewusstsein, denn ein hungriger Mensch ohne Arbeit wird kaum an seiner idealen, schönen Seele arbeiten. Vielmehr wird durch Hunger und Armut ein dumpfer, schwacher Geist entstehen.
  • Büchners Ansatzpunkt ist also ein gänzlich anderer als der der Idealisten, denn er sieht den Menschen mehr als Objekt. Das Objekt ist hilfloser als das Subjekt und benötigt demnach Unterstützung von außen. Bekommt es diese nicht, sondern wird stattdessen unterdrückt, kann es sich nicht vorteilhaft entwickeln.
  • Aus diesem Grundgedanken formte Büchner seine Gesellschaftskritik, denn er sah im Idealismus eine Unterdrückung der unteren Klassen. Während die einen stets nach Höherem streben, da sie die Mittel dazu haben, dienen die anderen nur als Spielball und Arbeitstier. Hieraus lässt sich eine Klassenkritik erkennen, die Büchner als frühen Marxisten kennzeichnet.

Merken Sie sich also, dass Büchner davon ausging, der Mensch sei seinen Umständen unterworfen. Anstelle eines schönen Geistes stellte er eine gerechte Gesellschaft in den Fokus seines idealen, aber nicht idealistischen Menschenbildes. Damit ist er klar als Materialist zu bezeichnen.

helpster.de Autor:in
Sarah Müller
Sarah MüllerSarah hat Sozialwissenschaft studiert und sich dadurch mit Kultur auseinandergesetzt. Dabei lernte sie auch technische Themen kennen. Sie hat zu Ernährung und Sport geforscht.
Teilen: