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Ataxie beim Pferd

Festliegen ist die stärkste Form der Ataxie - das Fohlen kann nicht mehr ohne fremde Hilfe aufstehen
Festliegen ist die stärkste Form der Ataxie - das Fohlen kann nicht mehr ohne fremde Hilfe aufstehen
Wenn das Pferd nicht mehr richtig läuft, oft stolpert und die Koordination fehlt, klingeln beim Pferdebesitzer die Alarmglocken. Doch nicht alle Formen der Ataxie machen das Pferd unreitbar und einige sind auch behandelbar.

Symptome der Koordinationsstörung

Eine Ataxie kann sich in verschiedenen Formen manifestieren:

  • Viele Pferde äußern nur eine leichte Ataxie bei der das Gangbild nur leicht atypisch ist. Diese wird nur in besonderen Situationen deutlich. So wirkt das Tier unsicher, wenn es bergab läuft oder in enge Wendungen geführt wird. Besonders stark äußert sich so eine Ataxie beim Rückwärtsrichten. Dies ist ein erlernter Prozess, der wesentlich mehr Koordination benötigt als Vorwärtslaufen.
  • Oftmals ist besonders der Galopp eine Gangart, in der sich die Störung besonders deutlich äußert, weil hier das Pferd in einer Schwebephase ist und sich somit zwischen den Sprüngen deutlich besser ausbalancieren muss. Dagegen sind im Trab und Schritt immer mindestens zwei Beine auf dem Boden.
  • Schwer ataktische Pferde können sich kaum auf den Beinen halten. Sie schwanken schon im Schritt und haben teilweise keine Kontrolle darüber, wo sie ihre Beine hinstellen. Sie liegen viel und können kaum mehr ohne Hilfe aufstehen.

Mögliche Ursachen der Ataxie

Es gibt drei übergeordnete Formen der Ataxie: Die zerebrale, die vom Gehirn ausgeht, die durch das Kleinhirn bedingte zerebellare und die spinale Ataxie, deren Ursache im Rückenmark liegt.

  • Bei der zerebralen Ataxie sind übergeordnete Zentren des Großhirns in der Art und Weise geschädigt, dass Befehle falsch weitergegeben werden. Somit können die Muskeln nicht mehr koordiniert arbeiten.
  • Die zerebrale Ataxie entsteht meist durch virale Infektionen. Am bekanntesten sind dabei Herpesviren. Gegen EHV1, das equine Herpesvirus, können Sie Ihr Pferd impfen lassen. Doch auch Bakterien, wie Borrelien, können Auslöser dafür sein.
  • Auch das Kleinhirn spielt eine wichtige Rolle in der Bewegungskontrolle. Dieses ist eng mit dem Innenohr verbunden, das für den Gleichgewichtssinn verantwortlich ist. Kommt es nun zu einer zerebellaren Ataxie bedeutet dies, dass das Kleinhirn die Befehle des Großhirnes nicht verarbeiten kann oder das Gleichgewichtsorgan an sich nicht mehr funktioniert. Diese Pferde haben Schwierigkeiten, sich im Raum zurecht zu finden und entwickeln dadurch Koordinationsstörungen.
  • Die häufigste Form ist die spinale Ataxie. Dabei handelt es sich um Probleme, die vom Rückenmark ausgehen. Bei der Spinalen Ataxie kommt es meist zu Einengungen des Wirbelkanals, insbesondere im Bereich der Halswirbel. 
  • Die spinale Ataxie kann vielerlei Ursachen haben. Ein Trauma kann zu einem Erguss führen, der auf das Rückenmark drückt. Schwere Ataxien bis zur Querschnittslähmung entstehen durch Frakturen der Wirbel. Auch eine Arthrose der Wirbelgelenke kann eine Koordinationsstörung verursachen. Pferde bei denen von Geburt an, bzw. im Verlaufe des Wachstums, durch Verschiebungen der Wirbel, Verengungen im Halsmark bestehen, werden oft Wobbler genannt. Dies betrifft Pferde, die sehr schnell wachsen. Bei diesen manifestiert sich die Störung oft schon als Fohlen oder Jungpferd.

Neben diesen drei Ataxieformen gibt es auch andere Erkrankungen, die dazu führen, dass das Pferd unsauber geht. Dazu gehören beispielsweise Lahmheiten, die unter anderem durch Arthrosen der Gelenke oder Hufentzündungen entstehen können. Auch Muskelerkrankungen wie die Atypische Weidemyopathie führen zu einem schwankenden Gangbild. Diese grenzt man jedoch klar von der Ataxie als Koordinationsstörung ab.

So kann Ihr Pferd behandelt werden

Sobald Sie eine Ataxie bei Ihrem Pferd feststellen, sollten Sie einen Tierarzt hinzuziehen. Dieser wird versuchen die Ursache zu erforschen.

  • Der Tierarzt wird Ihr Pferd allgemein untersuchen. Anschließend betastet, also palpiert, er die Wirbelsäule, um Blockaden zu ertasten. Eine neurologische Untersuchung ist unabdingbar. Hierbei testet er diverse Reflexe, zum Beispiel den bekannten Kniescheibensehnenreflex. Damit wird eingegrenzt, wo sich eine mögliche Läsion befindet. Mittels Röntgen und CT wird der Wirbelkanal vermessen und Einengungen werden gefunden. Eine Gehirnwasserentnahme führt zum Ausschluss zerebraler Schäden.
  • Eine Behandlung, die allen Pferden hilft, gibt es leider nicht. Je nach Grunderkrankung wird ein individueller Behandlungsplan entworfen. Leidet Ihr Pferd an einer Einengung im Wirbelkanal, gibt es oftmals wenig Möglichkeiten, diesen Zustand operativ zu beheben. Dennoch kann man je nach Ausgangslage versuchen, Wirbel miteinander zu versteifen.
  • Bei leichteren Ataxien, besonders bei traumatisch verursachten, wird teilweise mittels Cortisongaben eine Besserung erreicht. Bewegen Sie Ihr Pferd langsam, aber kontinuierlich.
  • Auch die Konsultation eines Osteopathen für Pferde kann angezeigt sein. Allerdings sollten Sie Ihr Pferd immer in Rücksprache mit Ihrem Tierarzt behandeln lassen. Bei leichten Ataxien kann es durchaus möglich sein, das Pferd weiterhin zu reiten. Sollte die Ataxie schon stärker ausgeprägt sein, sollten Sie zu Ihrem eigenen Schutz das Pferd nur longieren oder führen. Lassen Sie sich dabei von Ihrem Tierarzt beraten.
  • Prophylaktische Maßnahmen können leider nicht alle Ursachen ausschließen. So können Sie Schäden durch die Herpesviren mittels der EHV1-Impfung vermeiden. Auch die Ernährung von Jungpferden sollten Sie kontrollieren lassen, damit keine Zubildungen der Knochen entstehen.

Die Ataxie bei Pferden ist ein vielfältiger Krankheitskomplex. Nicht jede Form ist gut behandelbar, doch mit Geduld können Sie bei leicht ataktischen Pferden den Fortschritt der Grunderkrankung aufhalten.

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