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Ätherisches Öl mittels Enfleurage gewinnen - so geht's

Entziehen Sie den Blüten die feinen ätherischen Öle.
Entziehen Sie den Blüten die feinen ätherischen Öle.
Der Duft von feinen Blüten wird für Parfüms meist chemisch hergestellt oder erst gar nicht verwendet. Dabei riechen Flieder, Rosen oder Veillchen doch viel zu gut, um sie nur in der Natur zu genießen. Mittels der Enfleurage können Sie selbst das wertvolle ätherische Öl gewinnen.

Was Sie benötigen:

  • Täglich Blütenblätter
  • 2 Glasplatten (z. B. von einem Bilderrahmen)
  • 100 g Schweinefett
  • 200 ml reinen Alkohol (80-96%, erhältlich in der Apotheke)
  • Ein verschließbares Gefäß, z. B. Einmachglas
  • Pinzette
  • Kaffeefilter

Mit der richtigen Gewinnung maximale Ausbeute

Die Gewinnung ätherischer Öle erfolgt auf verschiedene Arten. Wichtig ist immer, dass man die Eigenschaften der jeweiligen Öle berücksichtigt:

  • Die Wasserdampfdestillation: Die Destillation mittels Wasserdampf ist die Methode, die am häufigsten angewendet wird. Sie ist mit den richtigen Gerätschaften relativ einfach auszuführen. Man gibt die Blüten- oder Pflanzenteile in einen Kolben, vermengt sie mit Wasser und kocht diese Mischung dann auf. Der aufsteigende Wasserdampf enthält dann die ätherischen Öle. Er wird kondensiert und anschließend in einem Behälter aufgefangen. Zum Schluss kann man die ätherischen Öle vom Wasser trennen, sie sind bereits als zwei Phasen zu erkennen. Es sind jedoch nicht alle ätherischen Öle so beständig, dass sie über 100 Grad Celsius (Siedepunkt des Wassers) vertragen. Viele der Öle würden bei dieser Temperatur zerstört werden.
  • Für diese feinen ätherischen Öle kommt die Enfleurage als Gewinnungsmöglichkeit zum Einsatz. Sie nutzt die Fettlöslichkeit der Öle und entzieht sie auf diese Art den Blüten. Der Unterschied ist, dass die Blüten oder Pflanzenteile nicht auf kaltes Fett gegeben werden, sondern in Öl gelegt werden und dieses anschließend erhitzt wird.
  • Eine weitere Methode ist die "heiße Enfleurage" oder "Mazeration". Prinzipiell funktioniert sie genauso wie die Enfleurage. Der Unterschied ist, dass die Blüten oder Pflanzenteile nicht auf kaltes Fett gegeben werden, sondern in Öl gelegt werden und dieses anschließend erhitzt wird. Der Vorgang wird mehrere Male wiederholt, so lange, bis das Fett mit ätherischen Ölen gesättigt ist. Dabei wird es jedoch nicht über 60 Grad Celsius erhitzt, sodass feine Öle nicht zerstört werden.
  • Industriell kommen noch verschiedene Extraktionsverfahren zum Einsatz, die alle mit der Hilfe von chemischen Substanzen die ätherischen Öle aus den Pflanzen lösen. Dazu müssen die ätherischen Öle jedoch relativ beständig sein. Außerdem besteht hierbei immer die (geringe) Gefahr, dass Rückstände der chemischen Lösungsmittel in den ätherischen Ölen zurückbleiben.

Den Blüten die ätherischen Öle entziehen

Ätherische Öle sind lipophil, das heißt, sie reichern sich in Fett an, falls dies möglich ist. Genau diese Eigenschaft nutzt man bei der Enfleurage.

  1. Bestreichen Sie eine der Platten mit einer einen bis zwei Zentimeter dicken Fettschicht. Sowohl Glasplatte als auch Fett sollten keine Verunreinigungen aufweisen, da sich sonst Mikroorganismen bilden können, die das ätherische Öl zerstören. Lassen Sie beim Bestreichen einen kleinen Rand frei.
  2. Auf diesem Rand platzieren Sie etwas, um die zweite Glasplatte nicht direkt auf dem Fett aufliegen zu lassen. Zum Beispiel Styroporquadrate oder Holzstückchen.
  3. Nehmen Sie die gesammelten, frischen Blüten und legen Sie sie auf das Fett. Wenn Sie besonders vorsichtig sein möchten, dann verwenden Sie bereits jetzt eine Pinzette. Drücken Sie die Blütenblätter leicht an und legen Sie die zweite Platte darauf. Nun warten Sie ein bis zwei Tage.
  4. Nach dieser Wartezeit entfernen Sie die Blüten wieder. Dieses Mal sollten Sie unbedingt die Pinzette verwenden, um das Fett nicht zu verunreinigen! Sammeln Sie neue Blüten und legen diese wieder auf die Glasplatte mit Fett. Diesen Schritt wiederholen Sie so lange, bis das Fett nach den Blüten riecht. Nun ist es mit dem ätherischen Öl gesättigt. Sie sollten etwa zwei Monate täglich oder alle zwei Tage die Blüten wechseln.

Vom Fett zum ätherischen Öl

Nun können Sie jedoch nicht viel mit dem gesättigten Fett anfangen. Um nur das ätherische Öl zu gewinnen, müssen Sie es mit Alkohol reinigen:

  1. Füllen Sie das gesättigte Fett in den Glasbehälter. Der Behälter sollte so gewählt werden, dass Fett und Alkohol gemeinsam hineinpassen und dann verschlossen werden kann.
  2. Nun geben Sie noch den Alkohol hinzu. Die Menge sollte das Doppelte des Volumens vom Fett sein. Rühren Sie alles einmal kräftig um und verschließen Sie danach den Behälter gut. Es darf keine Luft eindringen oder entweichen, da der Alkohol sonst verdunstet!
  3. Diese Mischung müssen Sie etwa zwei bis drei Wochen dunkel und kühl lagern. Achten Sie darauf, das Gefäß jeden Tag zu schütteln oder den Inhalt umzurühren. Nur so gelangen die ätherischen Öle vom Fett in den Alkohol.
  4. Filtern Sie nach zwei bis drei Wochen den Alkohol und das Fett mit dem Kaffeefilter. Der Alkohol verdunstet schnell, daher sollten Sie ihn gut verschließen. Sie können die alkoholische Mischung direkt weiterverarbeiten oder destillieren. Dabei werden Sie jedoch große Verluste hinnehmen müssen. Geben Sie einen Tropfen des Alkohols auf die Haut, so werden Sie nach dem Verdunsten den Duft der Blüten wahrnehmen können.
  5. Aber auch das Fett enthält noch Reste des ätherischen Öls. Verwenden Sie es zum Beispiel für die Herstellung von Cremes oder Seifen!

Und was passiert nun mit dem Öl?

Ätherische Öle werden niemals rein auf die Haut gegeben, das ist zu gefährlich, sie könnten beispielsweise die Haut reizen. Sie finden in verschiedenen Kosmetika oder Parfums Verwendung:

  • Für die Mischung eines Parfüms benötigt man mindestens drei verschiedene ätherische Öle, für Kopf-, Herz- und Basisnote. Vermischt werden alle drei mit Alkohol oder Kosmetikwasser. Profis verwenden für die Mischung eines neuen Parfüms sogenannte Duftorgeln, die mit verschiedenen Fläschchen der ätherischen Öle bestückt sind.
  • Sie können auch Cremes oder Seifen mit den ätherischen Ölen herstellen. Dazu benötigen Sie ätherisches Öl und beispielsweise Seifenflocken. Für Cremes können Sie das übrige, duftende Fett verwenden.
  • Eine ganz andere Möglichkeit ist die Herstellung von Likören: Sie benötigen zum Beispiel ätherisches Öl der Haselnuss, gießen dies zu einer vorgegebenen Menge an Alkohol und fügen anschließend Zucker und Wasser hinzu!
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