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6 Finger beim Tier - Entstehung der Polydaktylie

Bei Maine-Coon-Katzen ist der 6. Finger sehr häufig, oft sogar erwünscht
Bei Maine-Coon-Katzen ist der 6. Finger sehr häufig, oft sogar erwünscht
Es ist nicht selten, dass Kinder in Deutschland mit sechs oder mehr Fingern oder Zehen auf die Welt kommen. Dieses Phänomen wird Polydaktylie genannt und kann meist durch eine einfache Operation behoben werden. Doch auch Tiere, besonders Katzen oder Hunde haben manchmal einen 6. Finger an der Vorder- oder Hinterpfote, was meist erst spät erkannt wird. Wie kommt es zur Entstehung dieser Besonderheit?

Warum ein 6. Finger? - Ursachen der Polydaktylie

  • Oft tritt Polydaktylie als Symptom eines Syndroms auf. Dabei ist es typisch für Genommutationen, vor allem für Trisomien, also wenn ein Chromosom nicht doppelt, sondern dreifach vorhanden ist. Ein Beispiel dafür ist das Pätausyndrom (Trisomie 13). Auch auf das eher seltene Ellis-van-Creveld-Syndrom muss ein Neugeborenes, bei dem ein 6. Finger auftritt, getestet werden.
  • Aber auch durch eine spontane Mutation kann Polydaktylie ausgelöst werden. Betroffene werden dann auch „wahre Polydaktile“ genannt.
  • Die Entstehung des 6. Fingers beruht in jedem Fall auf Vererbung: Der Erbgang der reinen Polydaktylie ist  beim Menschen und bei vielen Tieren autosomal-dominant. Das bedeutet, dass die Anlage nicht auf einem Geschlechtschromosom (Gonosomen) liegt, sondern auf einem der Körperchromosomen (Autosomen). Dadurch sind weibliche und männliche Nachkommen polydaktiler Eltern gleichermaßen betroffen.
  • Außerdem wird die Anlage dominant vererbt. Das bedeutet, dass schon ein Chromosom mit der Anlage für Polydaktylie ausreicht, um die Besonderheit auszulösen, auch wenn das zweite Chromosom, das homologe Chromosom, die Anlage nicht trägt. Dadurch tritt Polydaktylie in jeder Generation auf.
  • Polydaktylie tritt mit unterschiedlicher Expressivität auf, das heißt, dass bei einigen Betroffenen nur eine Anlage vorhanden ist, bei anderen ein vollständiger zusätzlicher Finger oder sogar mehr.

Tiere und Polydaktylie

Nicht selten wird auch beim Tier eine weitere Zehe angelegt. Oft fällt dies gar nicht auf und verursacht keine Probleme.

  • Am häufigsten sind die Vorderbeine betroffen, aber auch bei Hinterbeinen kann einmal eine Zehe zu viel angelegt sein.
  • Gerade bei Katzen ist die zusätzliche Zehe häufig. Besonders Maine-Coon-Katzen sind stark betroffen. Es gibt sogar Züchtungslinien, bei denen der 6. Finger durchaus erwünscht ist, diese werden Poly-Coons genannt.
  • Katzen und Hunde, die einen 6. Finger besitzen, können und sollten aber in den meisten Rassen nicht weiterhin zur Züchtung verwendet werden.
  • Es kann radiologisch, also durch ein Röntgenbild festgestellt werden, ob die zusätzliche Zehe auch einen Knochen besitzt oder nicht. Wenn kein Knochen vorhanden ist, kann ein Tierarzt die Anlage einfach entfernen.

Polydaktylie ist keine Krankheit oder Behinderung. Sie beeinträchtigt nur in seltenen Fällen die Gehfähigkeit des Tieres. Nur wenn die Tiere, besonders Katzen, beim Klettern behindert werden und Verletzungsgefahr besteht, ist es nötig, die Zehe zu amputieren.

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